Zug um Zug Legacy

Lesezeit: 11 Minuten

Zug um Zug – ein tolles Spiel. Legacy – ein toller Mechanismus. Nur passen die beiden zusammen? Schaut man auf das Autorentrio, dürfte diese Frage schnell beantworten. Mehr noch, es kann nur zusammen passen. Was uns hier präsentiert wird, ist zunächst eine beeindruckend große, schwer Box, vollgestopft mit Material. Und alles ist vorbereitet, nichts muss ausgepöppelt und sortiert oder montiert werden. Mit nur wenigen Handgriffen ist man startklar.

Zug um Zug Legenden des Westens

Name: Zug um Zug – Legenden des Westens

Für 2-5 Pioniere, ab 10 Jahren

Autoren: Alan R. Moon, Rob Daviau, Matt Lecock

Illustrationen: Julien Delval

Verlag: Days of Wonder

Vertreib: Asmodee

Spielmaterial sprachneutral: nein

Spieldauer: 20-60 Minuten je Kampagne

Platzbedarf: 80x80cm, steigend bis 120x80cm

Verlagstext

Als echte Pioniere des 19. Jahrhunderts beginnt ihr die Kampagne von Zug um Zug Legacy: Legenden des Westens an der Ostküste des Landes und arbeitet euch von einem Abenteuer zum nächsten an die Westküste vor. Dabei müsst ihr auf dem Weg viele Herausforderungen meistern. Die drei Brettspiellegenden Alan R. Moon, Rob Daviau und Matt Leacock haben fünf Jahre an der Entwicklung dieses kompetitiven und sich ständig weiterentwickelnden Spielerlebnis gearbeitet.

Ihr wetteifert weiterhin darum, eure Zielkarten zu erfüllen. Doch unerwartete Ereignisse und einfallsreiche Konkurrenten werden euch immer wieder vor neue Herausforderungen stellen. Partie für Partie und Zug um Zug füllt ihr euren Tresor mit euren Einnahmen. Im Verlauf der Geschichte erschließt ihr neue Regionen und öffnet Schachteln, die neue Regeln, Komponenten und viele weitere Überraschungen enthalten.

Quelle: www.asmodee.de

Glossar

Legacy : Legacy-Spiele sind Spiele, deren Regeln sich im Verlauf der Partie und von Partie zu Partie verändern können. Auch Spielmaterial kann sich ändern, verschwindet oder kommt neu ins Spiel. Meist ist das Zurücksetzen von Legacy-Spiele in den Urzustand nicht möglich, da Material und Regeln nachhaltig verändert oder zerstört wird. So ist jede Partie neu und baut auf vorherigen Partien auf. Ein Quereinstieg in solche Spiele ist schwierig.

Symbiose zweier Mechaniken

Es ist nicht das erste Mal, dass „Zug um Zug“ sich mit einem anderen als dem eigenen Spielsystem vereint. Bereits 2021 erschien beim Verlag Space Cowboys eine Unlock! Edition mit einem Zug um Zug Escape Game. Bei der Ausgabe „Game Adventures“ kamen daneben auch „Mysterium“ und „Pandemic“ zu Ehren. Und hier schließt sich ein kleiner Kreis. Matt Leacock Autor von „Pandemic“, Matt Leacock und Rob Daviau, Autoren von „Pandemic Legacy“ und jetzt noch Alan R. Moon, Autor von „Zug um Zug“. Erst als Ehrung in einem Unlock! Adventure, jetzt gemeinsam mit „Zug um Zug – Legenden des Westens“ auf unserem Tisch. Bin mal gespannt, was da noch so kommt in Zukunft, welche Spiele noch eine derartige Symbiose eingehen.

Erster Eindruck - Startkampagne (spoilerfrei)

ZuZ Legacy StoppNach dem Öffnen der Box viel uns gleich ein großes Blatt mit STOPP in die Hände. Darauf war zunächst ein Teil des Materials und des Aufbaus erklärt. Hält man sich daran und liest dann auch noch die kompletten Spielregeln durch, ist man eigentlich gut vorbereitet, so unser Eindruck. Die vielen Platzhalter in der Spielregel lassen vermuten, dass nach und nach noch mehr Regeln ins Spiel kommen.

Der Aufbau der Startkampagne war ruck zuck erledigt und es konnte losgehen. Im ersten Kapitel spielt man bis auf wenige Änderungen nach denselben Regeln, wie man sie von Zug um Zug kennt. Nur sind es (verdammt) wenig Waggons und nur ein Teil Nordamerikas, der einem zur Verfügung steht. Zusätzlich bekommt jeder Spieler noch eine Eisenbahngesellschaft zugeordnet mit entsprechendem Material, das in allen weiteren Kampagnen verwendet wird. Dies ist vergleichbar mit den Charakter-Eigenschaften anderer Legacy-Spiele. Der Rest des Spiels ist wie gewohnt, ein Zug um Zug.

Apropos gewohnt, die Illustrationen sind auch bei Zug um Zug – Legenden des Westens wieder wunderschön und die Spielkarten haben eine angenehme Größe. Nur der Spielplan hat uns etwas geärgert, da er durch die Art der Verpackung nicht sauber auf dem Tisch lag. Es haben sich die 5 Spielplanteile wie tektonischen Platten teilweise stark nach oben gewölbt.

ZuZ Legacy Kampagne 1Da wie eingangs erwähnt nur mit einem kleinen Teil der Karte (Ostküste der USA) gespielt wird und nur 20 Waggons zur Verfügung stehen, war die erste Partie schnell vorbei und es folgte eine Abschlusswertung. Angefühlt hat sich die Runde bis dorthin fast wie von Zug um Zug gewohnt, wäre da nicht die Schlussphase mit Wertung und Aufräumphase. Diese sind etwas anders.

Direkt am Ende der ersten Kampagne wurde bereits das erste Geheimnis (Legacy Element) gelüftet, um das Spiel und das persönliche Spielmaterial auf Runde 2, Kapitel 2 vorzubereiten.

Hinweis: Da bereits jetzt, am Ende der ersten Kampagne Spielmaterial unwiderruflich „verändert“ wird, ist es nicht möglich, Kampagne 1 erneut zu spielen. Daher bleibt es bei unserem Ersteindruck. Und wir sind gespannt auf die folgenden Kapitel. Wer allerdings auf die Aufräumphase hier verzichtet, könnte die Startkampagne erneut spielen. Allerdings wäre das sicher langweilig.

Weitere Kampagnen (spoilerfrei)

ZuZ KartenhandKampagnen 2 und 3 bringen weitere kleine Elemente und zusätzliche Regeln ins Spiel, bevor es ab Kampagne 4 so richtig losgeht. Jetzt wächst der Spielplan, weitere Waggons und Regeln kommen hinzu und auch die Spieldauer steigt merklich. Jetzt häufen sich auch die Fehler in unserer Spielweise. Da setzt man in der fünften Kampagne seine letzten 4 Waggons auf dem Spielplan ein und bemerkt erst bei der Auswertung der Zielkarten, dass man zwei von sechs Zielkarten gar nicht wie zunächst vermutet erfüllt hat. Minus 19 Punkte sind verdammt viel, vor allem wenn man erkennt, dass es eine 1er-Strecke war, die man „vergessen“ hat. Das war bitter! (Memo an mich: Konzentrier dich!). Dass ich als Looser dieser Kampagne aus dem Spiel ging, war verdient. Dennoch war auch diese Kampagne wieder sehr fesselnd.

Ab Kampagne 6 wächst und wächst der Spielplan. Das Regelheft füllt sich und man hat nicht den Eindruck, dass sich Dinge wiederholen, obwohl keine Regeln wegfallen. Das bisher neu Erlernte verfestigt sich schnell. Hier und da wird auch mal eine Kleinigkeit vergessen.

Wir haben 1x sogar das gesamte Zusatzmaterial einer Kampagne vergessen auszupacken! – Bei der Rundenwertung haben wir es dann noch rechtzeitig gemerkt und konnten die Runde problemlos wiederholen.

Immer wieder kommen neue Ereigniskarten ins Spiel, andere aus dem Spiel. Zielkarten kommen ebenfalls mit jeder Vergrößerung des Spielplans ins Spiel und auch hier verschwinden Zielkarten für immer aus dem Ticket-Stapel. Stetige Veränderungen, so wie man es sich von einem Legacy Spiel wünscht, sorgen für eine tolle Zug um Zug Atmosphäre und machen richtig Lust, gleich noch eine Kampagne zu spielen. Warum nicht?

Ein Wort noch zu der Spieldauer. Sie verhält sich etwas paradox, denn mit zunehmender Spieldauer von Runde zu Runde sinkt die empfundene Spieldauer. Man merkt gar nicht, wie die Zeit vergeht, so tief ist man im Spiel drin immer darauf bedacht, die bisherigen Regeln mit den neuen Regeln zu ergänzen und die steigende Zahl an Waggons in noch mehr lukrative Zielkarten umzumünzen.

Quereinstieg und Wechsel der Mitspielenden

Wir hatten nach Kapitel 6 einen Spieler-Wechsel. Wir haben uns dabei bewusst entschieden, keine neue Person mittels einer freien Farbe aufzunehmen, sondern eine Person quasi auszutauschen.

Das war ohne Schwierigkeiten möglich. Wir haben unsere Partie zu dritt einfach weitergespielt, nur eben mit einem neuen Mitspielenden. Dazu haben wir das Ergebnis von Kapitel 6 „eingefroren“ und noch einmal gespielt. Jetzt mit der neuen Person und ohne Änderungen am Material oder den Regeln vorzunehmen. Die Wertung bei Kapitelende haben wir nur exemplarisch auf einem Blatt Papier durchgeführt. Dies war ausreichend, um den neuen Mitspielenden in das Spiel zu integrieren und wir konnten mit dem eingefrorenen Ergebnis weiter zu Kapitel 7.

Zug um Zug Profis

Sie sollten auf jeden Fall auch die Regeln lesen, da es ein paar kleine, wichtige Dinge gibt, die man so von Zug um Zug nicht kennt. Besonders die Abfolge einer Kampagne mit Vorbereitung und Aufräumphase sollte man einhalten. Zwar wird der geneigte Zug um Zug Spielende 90 % kennen, aber das ändert sich.

Fazit

Wir sind begeistert. Wir haben zu dritt gespielt und fühlten uns sehr gut unterhalten. Alles läuft rund und scheint richtig gut ausgetüftelt zu sein. Die Änderungen und Ergänzungen von Kampagne zu Kampagne sind überschaubar und wirken nicht erschlagend. Das dadurch die Regeln an sich immer komplexer werden, stört nicht. Schließlich wächst man mit seinen Aufgaben.

Zug um Zug – Legenden des Westens ist eine ganz klare Kaufempfehlung für Zug um Zug Fans und für Legacy Fans. Wer beides ohnehin schon gerne spielt, sollte es sich sofort besorgen. Es lohnt sich.

Einzelmeinungen

Heike:

Ganz einfach: Es ist mega! Erst dachte ich mir: Die Zeit der Legacy Spiele ist doch inzwischen schon vorbei! Was wird mich jetzt wohl erwarten?

Und dann kam ein richtig geniales Werk dabei raus! Wenn man noch nicht so viel Erfahrung mit Legacy Spielen gemacht hat, aber einen guten Erklärbären wie Oli hat, dann macht das Spiel von Anfang an schon richtig Spaß.

Es fängt ganz harmlos an, … jedoch auch mit etwas Tücken und entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einem immer umfangreicheren thematischen Spielerlebnis! Kaum hat man ein Kapitel gelesen und gespielt, kann man es kaum erwarten, was im nächsten Schritt passiert.

Je größer der Spielplan wird, umso mehr Möglichkeiten bringt das Spiel mit sich! Und umso gespannter ist man darauf, was noch so alles kommt.

Das Spielmaterial ist super, mit einem ganz besonderen Highlight: der XXX (von der Redaktion zensiert)! Echt super Idee. Ich freu mich jetzt schon auf das Ende und bin schon gespannt darauf, wie es sich „danach“ noch spielt.

Tom:

Ein rundherum gelungenes Spiel auch für Wenigspieler, aber natürlich auch für den Experten unter euch. Ein sehr themenreiches- und umfangreiches Spiel rund um die Eisenbahn, aber auch geografisch interessantes Thema rund um das 19. Jahrhundert in Nordamerika. Für mich als nicht Spieler sehr ansprechend und reizvoll zu spielen und zu empfehlen. Vielen Dank an Autoren und Verlag für dieses Spielerlebnis.

Oliver:

Ich weiß nicht, wann mich zuletzt ein Spiel dermaßen gefesselt und begeistert hat. Von Partie zu Partie stieg die Spannung, stieg die Vorfreude auf das, was als nächstes kommen und passieren würde. Fast jede Partie bot eine Überraschung. Aber auch meinen Mitspielenden ging es nicht anders. Wir waren alle im Zug um Zug Fieber. Besonders in den Partien 9 bis 12 waren Spielspaß und Spannung so hoch, dass wir teilweise am Tisch standen, um unsere Spielzüge zu machen und um einen guten Überblick zu bekommen. Wir waren begeistert. Begeistert vom Spiel, von der Story und all den kleinen, thematisch passenden Elementen, die da kamen und gingen. Zug um Zug Legenden des Westens ist jeden Cent wert.

Ja, auch ich habe von anderen Seiten, wenn auch selten, gehört, dass Zug um Zug Legenden des Westens immer dasselbe sei und eher repetitiv als innovativ. Diesen Eindruck hatte ich zu keinem Zeitpunkt. Im Gegenteil. Klar, der Grundmechanismus ist immer derselbe, aber das, was das Spiel ausmacht, der Legacy-Charakter ist einfach nur gut.

Und genau aus diesen Gründen freuen ich mich schon auf das, was vielleicht noch kommt. Zug um Zug Legacy Europa? Asien? Afrika? Egal, ich bin jedenfalls bereit und stehen schon am Bahnsteig.

Euch ist eine Meinung nicht genug?

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Schaut doch mal bei den lieben Kollegen vom Beeple-Netzwerk nach. Vielleicht findet ihr unter www.beeple.de noch die eine oder andere Meinung zu diesem Spiel.

Alternativ könnt ihr immer gerne auch auf unserem und auf dem Discord-Server vom Beeple-Netzwerk nach weiteren Meinungen suchen.

© 30.11.2023 Oliver Sack – Abbildungen der Spiele und Regelauszüge ©Days of Wonder / Asmodee / Fotos: © Oliver Sack

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Der Einfachheit halber, verwende ich meist die maskuline Schreibweise in meinen Texten. Wenn ich von „Spieler“ schreibe, meine ich natürlich immer auch „Spielerinnen“ bzw. „Spieler m/w/d“


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