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Bericht Spielwarenmesse 2019 – Teil 1 von 3

Die Spielwarenmesse 2019  – der erste heiße Termin im Brettspiel-Kalender ging gestern zu Ende – vom 30.1. bis 3.2. wurden wieder die neuesten Trends in Sachen Brettspiele & Spielwaren vorgestellt. Es war die 70. Spielwarenmesse in Nürnberg. 2.886 Unternehmen aus 68 Ländern präsentierten ihre Produktinnovationen den 68.500 Fachbesuchern und Einkäufern, die aus 131 Nationen kamen.

Ich hatte diesmal 2 Tage für die Spielwarenmesse 2019 geplant, jedoch musste ich mich auf Grund der Wettersituation am Sonntag zur Mittagszeit die Heimreise antreten. Viel Zeit war also nicht, aber ich habe mir einen groben Überblick verschaffen können.

Hier jetzt der erste Teil meiner Eindrücke. Teil 2 folgt in ein paar Tagen.

Da ich bereits am Freitagabend in meinem Hotel eingecheckt habe, konnte ich am Samstag recht entspannt direkt zur Messe fahren. Kurz vor 9:00 Uhr war ich dann da. Ganz ohne Vorbereitung und Termine wollte ich mich treiben lassen und spontan vor Ort entscheiden, was ich sehen will. Ich werde auch nicht von allen Spielen berichten, die die Verlage vorgestellt haben, sondern mich auf die beschränken, die ich gespielt habe oder die mir aufgefallen sind. Die Zeit war einfach zu kurz.

Im Vergleich zu Essen, sind hier in Nürnberg bei der Spielwarenmesse 2019 die Gänge nicht so überfüllt und alles ist viel entspannter. Allerdings gibt es auch weniger Möglichkeiten, ein neues Spiel zu spielen. Viele Verlage zeigen Prototypen oder Handmuster. Nur wenige Neuheiten sind bereits produziert und vor Ort. Es ist eben eine B2B Messe und keine Verbrauchermesse. Das wird spätestens dann klar, wenn man versucht ein Spiel vor Ort zu kaufen. Keine Chance! – Allerdings kann man problemlos eine Palette voll von einem Spiel vorab ordern – eben eine Händler-Messe.

Meine erste Station war aber gleich ein Glücksgriff. Es gab zwar „nur“ ein Handmuster, dafür konnte ich aber gleich eine Partie komplett durchspielen. Die Rede ist von „Hadara“, dem neuen Spiel von: Benjamin Schwer, der auch Spiele wie „Yeti“ oder aktuell auch „Crown of Emara“ (beide Pegasus) ersonnen hat.

Hans im Glück

Anders als in den vergangenen beiden Jahren, machte der Münchner Verlag lange ein Geheimnis um sein neues Spiel. Keine Preview, keine mysteriösen Bilderrätsel auf Facebook, nichts! Umso gespannter war ich natürlich auch auf das, was mich hier erwartet. Zusammen mit den lieben Kollegen Andreas und Matthias von Cliquenabend.de und dem besten HiG-Erklärer, dem Rainer, starteten wir unsere erste Partie „Hadara“. Erklärt wurde uns das Spiel von Jasmin, die das Spiel bei Hans im Glück auch redaktionell betreute. Beste Voraussetzungen also für eine Kennenlernpartie.

Hadara (Benjamin Schwer)

Hadara ProtoDer erste Eindruck war WOW! Viel Material, Karten, Marker, Spielertableaus, zentrales Tableau. Aber, ein recht übersichtliches Regelwerk. Obwohl es zunächst recht kompliziert aussah und im Übrigen definitiv Kenner-Nivau besitzt, ist es doch sehr zugänglich. Super schnell war klar, was, wie, wo zu tun ist. Die Symbolik ist super logisch und der Großteil des eigenen Spielzugs ist sofort klar, selbsterklärend und intuitiv. Lediglich die Spielphase, in der man sein Einkommen bekommt, kam für mich eher ungelegen oder zur falschen Zeit. Mein Fehler.

Im Grunde ist „Hadara“ ein Zivilisationsspiel, bei dem wir über 3 Runden (=Epochen) versuchen, unsere Kultur, punkteträchtig, voranzubringen. Gesteuert wird das Ganze über Karten. Fünf Kartenarten für fünf verschiedene Bereiche unserer Kultur stehen zur Verfügung. Das besondere daran ist der Kartenmechanismus, dem Kernelement das alles steuert. (Erinnert entfernt an 7 Wonders)

So wird gespielt

Auf dem zentralen Tableau liegen fünf Stapel mit Karten für die unterschiedlichen Bereiche (Geld, Militär, Kultur, Spezielles und Ernährung). Wer an der Reihe ist, nimmt von dem Ihm durch den Startspieler zugeteilten Stapel genau zwei Karten. Von diesen zwei Karten darf dann eine einzige „gebaut“ werden. Die zweite Karte kommt neben dem Zugstapel auf eine offene Ablage. Kann oder will man die eine Karte nicht „bauen“, kann diese alternativ auch verkauft werde. Eine der wenigen Möglichkeiten, außerhalb der Einkommensphase an Geld zu kommen (Memo an mich: nicht vergessen!). Die gekaufte Karte wird dann dem entsprechenden Bereich zugeteilt und am Tableau abgelegt. Eventuell werden noch Marker der einzelnen Zivilisationsbereiche verschoben. Was und wie viel, gibt die gekaufte Karte vor. Dies wird reihum solange wiederholt, bis alle verdeckten Karten am Rondell vergeben sind.

Dann folgt eine Weitere Runde, bei der jetzt die offen abgelegten Karten gekauft und angelegt oder verkauft werden dürfen. Sind alle Karten weg, endet die Epoche. Nach der dritten Epoche folgt eine Schlusswertung, unterstützt durch einen kleinen Wertungsblock. Am ende gewinnt wie immer der Spieler mit den meisten Punkten.

Problematiken

Hadara TableauDas Hauptproblem für die Spieler sind die ganzen Dilemmata auf die man unweigerlich stößt. Alles ist voneinander abhängig. Kein Bereich kommt ohne den anderen aus. Hab ich zu wenig Nahrung, muss ich gekaufte Karten (Personen) abwerfen. Hab ich von einer Gruppe (Farbe) zu wenig, wird sich das rächen. Hab ich viel, kann ich günstig weitere derselben Farbe kaufen, sofern ich Geld habe. Eine Entscheidung jagt die nächste. Das ist das, was das Spiel zum Kennerspiel macht. Die Entscheidungen die man treffen muss bringen die Spieltiefe. Die Kartenvielfalt die Varianz. Und das alles mit klaren, kurzen Regeln.

Mir hat die erste Partie „Hadara“ richtig gut gefallen und ich freue mich auf Ende März, wenn „Hadara“ auf den Markt kommt. Ein Kennerspiel mit der Einstiegshürde eines Familienspiels.

NSV

Zweite Station meines Rundgangs auf der Spielwarenmesse 2019 war der Nürnberger Spielkartenverlag. Hier hatte man quasi Heimspiel. Der NSV konnte mich in den letzten Jahren immer wieder mit kleinen, kompakten Spielen überzeugen, die zum einen sehr zugänglich sind, sich zum anderen teilweise zu Dauerbrennern entwickelt haben (Qwixx, The Game, The Mind, u.v.m.). Entsprechend gespannt war ich auf die dortigen Neuheiten.

NSV 2019Qwixx – Connected  (Steffen Benndorf)

Zwei neue Blöcke für Qwixx bringen Qwixx-Fans neuen Spielspaß. Ich werde es mir mal anschauen, bleibe aber ein Fan vom schnörkellosen Original.

Silver & Gold (Phil Walker-Harding)

Auf abwischbaren Karten werden „Tetris-Muster“ eingezeichnet, zusätzliche Boni dadurch frei geschalten oder direkt gepunktet. Flottes Spielchen für 2-4 Spieler, ohne viel Schnickschnack. Gefällt.

Knaster (Markus Schleininger, Reinhard Staupe, Heinz Wüppen)

Nach „Knister“ (aka Würfel-Bingo) kommt jetzt also „Knaster“. Der Nachfolger ist eigentlich eher eine Variante, bei der es etwas schwieriger ist zu punkten. Jetzt müssen Zahlen erst gedoppelt (eingekreist) werden, bevor sie am Ende gutgeschrieben werden. Bewährtes Grundspiel wurde aufgepeppt. Ein Blick darauf lohnt und wem’s gefällt….

The Mind – The SOUND Experiment (Wolfgang Warsch)

Eigentlich absolut nix neues! Nr die Box wird größer, damit eine CD mit „Psycho-Musik“ mit rein passt. Der Verlag wirbt mit, Achtung!: „Begebt euch auf eine unglaubliche Reise, um die genialste Team-Erfahrung, eures Lebens zu machen. Damit das besser gelingt, lasst euch bei The Mind Sound, auf ein akustisches Experiment ein… um miteinander zu verschmelzen.“ – Ich lass das mal so stehen und auf euch wirken. Ohmmm….

OHANAMI (Steffen Benndorf)

Das neue Spiel von Qwixx-Erfinder Steffen Benndorf hat mir zu zweit einigermaßen gut gefallen. Ich glaube, dass es zu dritt oder zu viert gar nicht so schlecht sein wird und ganz schön etwas zum grübeln ist. In nur drei Runden Karten auf- und absteigend auf bis zu drei Stapel ablegen. Dabei die restliche Kartenhand mal nach links, mal nach rechts draften. Nach jeder Runde wird gewertet. Erst eine Farbe, in Runde zwei dann zwei Farben und am Ende alle Farben. Hat mir echt gut gefallen. Daumen hoch.

TAC Verlag

Der Verlag hatte zwar auf der Spielwarenmesse 2019 nichts Neues zu vermelden, aber ich gehe hier immer gerne vorbei und wenn sich die Möglichkeit für eine Runde TAC bietet, spiel ich gerne mit. Auch dieses Jahr hat sich spontan eine Partie ergeben. Immer wieder gerne, immer wieder spannend. Ich bin ein TAC-er – Mensch-ärgere-dich-nicht 3.0 – ich liebe es. War eine schöne entspannte Runde. Danke an Karl und die spontanen Mitspieler.

Huch

Ganz frech war ich im Schlepptau von Cliquenabend.de. „Blogger-Schmarotzen“ auf der Spielwarenmesse 2019 war angesagt. Einfach mitlaufen und mitschreiben, während Andreas mit Andrea über die Neuheiten plauderte. An dieser Stelle auch gleich der Tipp, bei Cliquenabend vorbei zu schauen, es lohnt sich. (Schöne Grüße an dieser Stelle an Andrea, Andreas und Mathias).

Aufgefallen ist mir hier bei Huch ein Spiel. Ein abstraktes Spiel für zwei Spieler, auf das ich sehr gespannt bin, denn es gibt wenig Verlage, die regelmäßig ein abstraktes Spiel für zwei (oder drei) Spieler herausbringen. Huch macht dies regelmäßig und immer wieder sind wahre Perlen dabei (Talat, Ta-Ke oder auch Carnac, um nur drei zu nennen).

Fenix (Fred Horn)

FenixGespielt wird auf einem Spielplan mit, wahlweise, einem 9 x 9 oder 7 x 8 Raster. Jeder Spieler verfügt über ein „Heer“ aus Soldaten. In den ersten Spielzügen ernennen die Spieler im Wechsel 1 König, in Form eines 3er Turms, und 3 Generäle, die durch 2er Türme dargestellt werden.

Während sich die Soldaten jeweils um ein Feld orthogonal auf ein angrenzendes Feld bewegen können, werden Generäle orthogonal entlang einer Linie gezogen. Der König kann sich jeweils ein Feld in jede Richtung bewegen. In „Fenix“ herrscht Schlagzwang, d. h. wenn ein Spieler in seinem Zug mehrere gegnerische Figuren schlagen kann, muss er dies auch tun. Wird ein General oder König geschlagen, hat der entsprechende Spieler im nächsten Zug die Möglichkeit die geschlagene Figur durch seine verbliebenen Figuren wiederaufzubauen. Ist ihm das in diesem Zug nicht möglich, verfällt diese Option. Sobald der König geschlagen wird und im nächsten Zug kein neuer König erschaffen werden kann, gewinnt der Gegner.

Quelle: Pressemitteilung

Schmidtspiele

Hier wollte ich eigentlich nur eines, ich wollte „doppelt so clever“ sehen. Das neue clevere Spiel von Wolfgang Warsch, welches ja bereits seit Wochen und Monaten gehypt und heiß erwartet wird. Doch vor Ort sind mir dann noch weitere Spiele meist positiv aufgefallen.

doppelt cleverDoppelt so clever (Wolfgang Warsch)

Wer den Vorgänger „Ganz schön clever“ kennt und mag, der wird hier jetzt vor eine ganz neue Herausforderung gestellt. Das Würfelspiel wird jetzt noch kniffliger, Entscheidungen noch schwerer. Ich hab es nur kurz angespielt, bin aber heiß darauf es endlich vor mir auf dem Tisch zu haben um Highscores zu jagen.

Dizzle (Ralf zur Linde)

Wieder einmal ein Roll&Write Spiel, wieder wird gewürfelt und abgekreuzt. Diesmal als eine Art Dungeon-Crawler. Naja, konnte mich jetzt nicht so vom Hocker hauen. Vielleicht bekommt es später noch eine Chance. Bin etwas unschlüssig ob neu und innovativ oder doch nur wieder ein weiteres Roll&Write.

Overload (Wolfgang Riedl)

Ein völlig unscheinbares und auf den ersten Blick auch unspektakuläres Spiel, entpuppt sich sehr schnell als abstrakter Leckerbissen für 3 bis 5 Spieler. Eigentlich „nur“ ein Laufspiel mit Würfel, bei dem man in mehreren Runden möglichst viele Ringe mit seiner Spielfigur in Ziel bringen muss. Dabei kann jeder Spieler für sich entscheiden, mit wie vielen Ringen er starten will. Mehr ist es eigentlich nicht. Aber, und jetzt kommt das Dilemma, überholt mich ein Spieler, bekomme ich einen zusätzlichen Ring. Zieht ein Spieler auf dasselbe Feld, werden Ringe verteilt. Hat man mehr als 8 Ringe, verliert man alle und beginnt von vorne! Stellt sich also die Frage, ob man mutig ist oder eher zurückhaltend in die Runde geht. Nicht selten bekommt man kurz vor Schluss noch ein „Geschenk“ und alles war umsonst. Einfache Regeln, überraschend gut. Gefällt mir gut.

Die Tavernen im tiefen Thal (Wolfgang Warsch)

Taverne im tiefen ThalDas „große“ Spiel vom Erfolgsautor Wolfgang Warsch entführt uns in ein entlegenes Tal in einer vergangenen Zeit. Als Wirt einer Taverne versucht jeder Spieler möglichst viele Gäste anzulocken um Punkte zu sammeln. Wer dabei seine Taverne immer wieder erweitert und den Service verbessert, wird interessanter für Gäste und der Laden wird folglich auch lukrativer. Gesteuert durch Würfel-Drafting und Deckbuilding ist jeder seines Glückes Schmied und die insgesamt 5 Module bieten unterschiedliche Schwierigkeitsgrade und Anspruch. Nichts für zwischendurch, aber sicher spannend und herausfordernd.

Da hier ein Handmuster gezeigt wurde, war leider keine Möglichkeit, das Spiel direkt zu testen. Aber, die Erklärung hat mich verdammt neugierig gemacht. Ich freu mich drauf.

So, das war der erste Teil meines Berichts von der Spielwarenmesse 2019. Teil 2 folgt in ein paar Tagen.

Bis dahin könnt ihr euch schon mal meine Bilder <HIER> anschauen.

Schön dranbleiben ….

Über die Messe

Der Messe- und Marketingdienstleister Spielwarenmesse eG veranstaltet die Spielwarenmesse®, die international führende Leitmesse für Spielwaren, Hobby und Freizeit. Die Fachhandelsmesse schafft eine umfassende Kommunikations- und Orderplattform für 2.900 nationale und internationale Hersteller. Die Neuheitenpräsentation und der umfassende Branchenüberblick bilden für 70.000 Einkäufer und Fachhändler aus 130 Nationen einen wertvollen Informationspool für die jährliche Marktorientierung. Seit 2013 ist die Bezeichnung Spielwarenmesse® auch als Wortmarke in Deutschland geschützt.