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von Oliver
Box und Spielplan mit „Gold-Belag“. Auf den ersten Blick scheint der Name des Spiels hier Programm zu sein. Am Goldenen Fluss, ein Spiel um Macht, Ansehen und Handel in der Welt von „Legends of the Five Rings“, einem Sammelkarten und Rollenspiel mit Fantasy Setting. Dort dreht sich alles um Rokugan, einem fiktiven Land in Asien, dessen Lebensader der Goldene Fluss (Kin no Kawa) ist. – klingt alles schon mal sehr geheimnisvoll und macht Lust darauf, das Spiel kennenzulernen. Nicht zuletzt aufgrund der ansprechenden Aufmachung.
Name: Am Goldenen Fluss
Für 2-4 Personen, ab 12 Jahren
Autor: Keith Piggott
Illustrationen: Francesca Baerald
Verlag: Office Dog
Vertrieb in D: Kosmos
Spieldauer: ca. 60-90 Minuten
Platzbedarf: ca. 70×110 cm
Verlagstext
Lesezeit: 0 Minuten
An den Ufern des Goldenen Flusses kämpfen im legendären Reich Rokugan zwei bis vier Händlerinnen und Händler ab zwölf Jahren um Ansehen und Wohlstand. In diesem atmosphärischen Kennerspiel werden mit klugen Entscheidungen und geschickt eingesetztem Würfeln Handelsimperien erschaffen. Bauwerke errichten, den Fluss hinab segeln oder Waren ausliefern – von einigen der Aktionen können mehrere Seiten profitieren.
Der besondere Spielplan, das schöne Material und viele mögliche Aktionen eröffnen eine Welt voller Taktik und aufregender Wendungen: Welcher Klan triumphiert im Wettstreit um Status und Reichtum?
Quelle: https://www.kosmos.de, Oktober 2025
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Das Spiel
Der angenehm große Spielplan zeigt den Goldenen Fluss, unterteilt in 14 Bereiche, die zu insgesamt 6 Regionen gehören. Am linken und rechten Ufer befinden sich je 15 Bauplätze, die wir im Verlauf des Spiels bebauen möchten, um Vorteile bei unserer Reise flussabwärts zu erhalten.
Neben dem Fluss zeigt der Plan noch je Zählleiste für jede der sechs Regionen. Hier winken Boni und wertvolle Punkte für die Schlusswertung. Dies ist der gesamte Spielplan, der wie gesagt sehr großzügig und übersichtlich gestaltet ist.
Dazu besitzt jede Person einen Würfel, diverse Marker, zwei kleine Schiffe, ein großes Schiff und ein kleines Spielertableau auf dem hauptsächlich Ressourcen gesammelt werden, von denen drei (Reis, Seide, Porzellan) zur Verfügung stehen. Des Weiteren enthält das Tableau Angaben zu Ressourcen- und Geld-Limitierungen sowie einen kurzen Rundenablauf. Zusätzlich zeigt eine kleine Leiste am Rand (Gunst-Leiste) an, wie oft ein Würfel durch „Gunst“ manipuliert werden kann, doch dazu später mehr.
Zu Spielbeginn werden die ersten paar Bauplätze am Fluss mit neutralen Gebäuden belegt, je zwei Schiffe auf dem Fluss platziert und pro Person zwei Handkarten „Kunden“ verteilt.
Der grobe Spielablauf
Jeder Spielzug ist in vier Phasen unterteilt, wobei drei davon sehr schnell abgehandelt werden können und eine meist schon in der vorherigen Downtime geplant wird. Es geht also schnell.
Phase 1: „Gunst-Phase“ (Würfel manipulieren)
Zeigt der Würfel nicht die gewünschte Seite, kann er gedreht werden. Die Zahlen auf dem Würfel helfen dabei. Jede Zahl, egal ob +1 oder -1, die man ändern möchte, kostet eine Gunst. So kann gegebenenfalls der Würfel für den eigenen Spielzug angepasst werden.
Phase 2: Aktionsphase
Hier können wir aus drei Aktionen wählen. Entweder wir fahren mit einem unserer Schiffe flussabwärts, wir „beliefern“ einen Kunden (Handkarte) um Boni und Vorteile zu bekommen oder wir bauen ein neues Gebäude am Fluss. Egal welche der drei Aktionen wir wählen, sie sind immer gebunden an unseren Würfel. Entweder an die Zahl oder an das zugehörige Symbol auf dem Würfel. Passt die aktive Seite des Würfels nicht, kann dieser im Vorfeld (Phase 1) manipuliert werden.
Phase 3: Meisterschaftsphase
Es wird lediglich kontrolliert, ob der aktive Spieler in diesem Moment eine der drei ausliegenden Meisterschaftskarten erfüllen kann. Wenn ja, gibt es sofort entsprechend Punkte. Mehr passiert nicht.
Phase 4: Würfelphase
Der Würfel wird erneut geworfen, als Vorbereitung für die nächste Runde.
Unsere Erfahrungen und Eindrücke
Wie schon der grobe Spielablauf zeigt, sind die Aktionen schnell abgehandelt. Die Downtime kann sehr gut genutzt werden, um sich den nächsten Spielzug zu planen. Dabei muss aber der Spielplan und die Aktionen der Mitspielenden, beobachtet werden. Das ist sehr wichtig für den eigenen Spielzug, sodass es eigentlich gar keine echte Downtime im Spiel gibt.
Das empfanden ich und meine Mitspielenden immer sehr angenehm und verstärkten auch das Gefühl der Kurzweiligkeit. Auch wenn das Spiel nur rund 90 Minuten benötigt, was für ein Kennerspiel doch eher kurz ist, wirkt es so noch kürzer.
Drei der vier Spielphasen sind sehr schnell abgehandelt und eigentlich keine richtigen Spielphasen. So sind beispielsweise Würfeln und das Kontrollieren etwaiger Spielziele auch keine Kennerspiel Herausforderungen. Die Aktionsphase, in der wir drei unterschiedliche Aktionen zur Verfügung haben, trifft das Genre „Kennerspiel“ da schon besser. Eigentlich will man immer wieder zwei der drei Aktionen hintereinander ausführen, aber das ist nicht erlaubt. So muss man zwangsläufig genau überlegen und abwägen, wie man vorgeht. Ist es jetzt gerade clever, ein neues Gebäude zu bauen oder doch lieber mit dem Schiff flussabwärts segeln, um neben Geld auch noch Ressourcen zu erhalten? Was würde ich mit meinem Schiff auslösen? Boni für Mitspieler – will ich das? Eigentlich habe ich auch alle Ressourcen beisammen, um einen Kunden zu beliefern, was mir ja auch wieder Vorteile einbringt.
Das sind die Fragen, die mir immer wieder, Runde um Rund durch den Kopf geschossen sind. Manchmal war es einfach, da man weder ausreichend Ressourcen noch genügend Geld besitzt. Dann war klar, ich muss segeln. Denn nur so bekomme ich, was ich brauche, auch wenn ich einer anderen Person einen Bonus beschere, was ich eigentlich ja nicht will.
Bei Am Goldenen Fluss stürzen wir immer wieder von einem Dilemma ins nächste und das macht Spaß. Es macht Spaß, sich eine Strategie zurechtzulegen und dann zu versuchen diese durchzuziehen. Sehr oft wird man jedoch gezwungen, sich von der gewünschten Strategie abzuwenden und neue Wege zu finden. Gerade ab der zweiten Spielhälfte ändern sich Dinge sehr schnell. Wer dann nicht flexibel genug reagiert und schaut, welche Alternativoptionen sich bieten, der gerät sehr schnell ins Hintertreffen und kann auch bei der Schlusswertung nicht mehr aufholen.
Besonders deutlich wird dies in Zusammenhang mit den Gebäuden, die man baut. In dem Moment, in dem ein Gebäude gebaut wird, nehmen wir dieses in Besitz. Dafür bekommen wir in der entsprechenden Region zusätzliche Schritte auf der Bonus-Leiste. Gleichzeitig legen wir aber fest, was eine andere Person als Belohnung bekommt, wenn ein Schiff dieses Gebäude „besucht“. Natürlich haben wir als Besitzer auch etwas davon, denn auch uns steht ein Bonus zur Verfügung. Das wirkt sich positiv aus, wenn man selbst ein eigenes Gebäude besucht, denn dann kassieren wir alle Boni von dort.
So elegant sich das mit den Gebäuden auch anfühlt, es ist doch immer auch ein Dilemma, wenn man etwas verschenken muss. Dies kann sogar so weit kommen, dass man selbst ein zwar ein Gebäude baut und in Besitz nimmt, man selbst aber fast nie dieses eigene Gebäude besucht und nur vom Bonus anderer Besucher zehrt. Auch ärgerlich.
Ein weiteres Dilemma-Potenzial haben die Handkarten („Kunden“). Hat man einmal die Ressourcen beisammen, um einen Kunden zu beliefern, fehlt es am Würfelergebnis, welches die Belieferung des Kunden in diesem Moment vielleicht gar nicht zulässt. Aber eigentlich will man so einen Kunden schnell beliefern und am besten auch mehrere von Ihnen im gesamten Spielablauf, denn sie bringen Vorteile im Spiel und am Ende bei der Schlusswertung.
Apropos Schlusswertung – diese ist sehr kompakt und schnörkellos. Gewertet wird, wer in den unterschiedlichen Regionen seinen Marker am weitesten vorgezogen hat, das geht schnell. Dazu kommt noch eine Mehrheiten-Wertung bei den erfüllten Kundenwünschen und abschliessend noch zusätzliche Punkte durch belieferte Kunden. Das war’s. Alle anderen Punktemöglichkeiten und das sind nicht viele, bekommen wir schon während des Spiels. So ist die Schlusswertung genau so flott abgehandelt wie die einzelnen Phasen und Aktionen im Spiel.
Fazit
Am Goldenen Fluss ist ein sehr schönes, gelungenes Kennerspiel, welches genügend Zwickmühlen bereithält, um der Kategorie „Kenner“ gerecht zu werden. Die flotten Spielzüge und übersichtlichen Aktionen tragen ihren Beitrag zu wenig Downtime bei. Die Tatsache, dass es am Ende zudem keine großen „Punkte-Orgien“ gibt, runden das positive Spielgefühl ab. Auch wenn fast alle Möglichkeiten zu punkten jederzeit offen liegen, so bleibt es am Ende doch spannend, wer vielleicht durch diesen einen Kunden, durch diesen einen Marker, letztendlich die Nase vorn hat. Da auch der Wiederspielreiz hier hoch ist und ich mich freue, neue Strategien auszutesten, gibt es von mir eine klare Empfehlung für das Spiel.
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Schaut doch mal bei den lieben Kollegen vom Beeple-Netzwerk nach. Vielleicht findet ihr unter www.beeple.de noch die eine oder andere Meinung zu diesem Spiel.
Alternativ könnt ihr immer gerne auch auf unserem und auf dem Discord-Server vom Beeple-Netzwerk nach weiteren Meinungen suchen.
© 09.10.2025 Abbildungen der Spiele und Regelauszüge ©Kosmos // Fotos: © Oliver Sack
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