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Sehnlichst erwartet, jetzt sind sie da! – Die Listen, oder wie sie die Jury Spiel des Jahres nennt, die Longlists und die Shortlists. Welch ein bescheuerter Anglizismus. Früher war es doch viel treffender, als es noch Empfehlungsliste und Nominierungsliste hieß. Aber egal, das ist hier nicht das Thema. Es geht um Spiele. Genauer gesagt um mysteriöse Listen, über die in den letzten Wochen immer mehr orakelt, gemunkelt und vorab gelästert wurde. Viele Blogger und Content Creators haben versucht, sich in die Köpfe der Jury-Mitglieder zu versetzen, um, gepaart mit eigenen Vorlieben und Abneigungen, die Spiele der Listen vorherzusagen. Ein Blick in die Kristallkugel bei Vollmond? Teilweise schon, aber so mancher Kollege hat zumindest die Nominierten sehr gut und zu 100% vorausgesagt. Glückwunsch.
Wir haben keine Prophezeiungen gemacht. Wir haben zwar zu Hause und in unserem Spielekreis viel diskutiert, aber wir haben uns nicht getraut, eine eigene Tippliste zu veröffentlichen. Wozu? Um sich jetzt zu echauffieren über die Spiele, die die Jury auf die einzelnen Listen gesetzt hat? Das könnten wir auch im Nachhinein. Und nein, wir zweifeln nicht an der Erfahrung, Fähigkeit und dem Geisteszustand der Jurymitglieder. Diese Art der „Kritik“ überlassen wir denen, die wirklich keine Ahnung haben. Es steht uns nämlich nicht zu, die Entscheidung der Jurymitglieder anzuzweifeln und ihnen Unfähigkeit und Realitätsferne vorzuwerfen.
Die Jury Spiel des Jahres hat ihre eigenen Vorlieben und Einschätzungen, und der Pöppel ist kein Publikumspreis, bei dem jeder wählen kann, sondern das Ergebnis von Erfahrungen, Diskussionen und Einschätzungen einer Gruppe. Dies haben wir zu akzeptieren. Und wenn es uns nicht juckt und überhaupt nicht interessiert, dann halten wir den Mund.
Es ist bekanntlich auch egal, ob eine kleine Gruppe oder ein paar tausend „Fachleute“ wählen. Es wird immer Kritiker geben, die mal laut, mal leise ihre Meinung sagen, und es wird auch immer Kritiker geben, die ihre eigene Meinung für die einzig wahre Meinung halten.
Wir haben die Verkündung der Listen gestern erst einmal auf uns wirken lassen. Eine Nacht darüber geschlafen und in Ruhe die Spiele noch einmal durchgeschaut. Überraschend dabei für uns, dass wir 8 von 9 Spielen der Liste zum Spiel des Jahres bisher gespielt haben. Beim Kennerspiel sind es 2 von 7! Hier lagen wir völlig falsch in unserer Vorahnung. Gut, dass wir nicht öffentlich orakelt haben. Beim Kinderspiel sind es 3 von 6, also nicht ganz daneben.
Unsere Meinung zu den einzelnen Listen:
Kategorie Kinderspiel
Von den 6 Spielen auf der Longlist kennen wir gerade einmal 50 %. Das ist nicht viel, ja. „Große kleine Edelsteine“ (Schmidtspiele), „Lecker Lava“ (Drei Magier) und „Nadel im Heuhaufen“ (Schmidtspiele). Das sind die Titel, die wir gespielt haben, und alle drei sind sehr schöne Kinderspiele. Besonders „Lecker Lava“ hat uns von diesen dreien am besten gefallen. „Große kleine Edelsteine“ ist ebenfalls ein tolles Spiel, aber schon ein bisschen schwieriger, da der Zufall hier keine große Rolle spielt. Bei „Nadel im Heuhaufen“ überwiegt das Chaos auf dem Tisch und Action ist angesagt, wenn die Karten wie Heu hochgeworfen werden, um sie zu wenden und die Nadel zu finden. In Sachen Emotionen am Spieltisch ein Volltreffer.
Nominiert zum Kinderspiel des Jahres sind
Die magischen Schlüssel (Arno Steinwender und Markus Slawitscheck, Game Factory)
Große kleine Edelsteine (Wolfgang Warsch, Schmidtspiele)
Taco Katze Pizza – Junior (Blue Orange Games)
Auf der Empfehlungsliste folgen
Lecker Lava (Sophia Wagner, Drei Magier)
Nadel im Heuhaufen (Thomas Sellner, Schmidtspiele)
Fluffy (Maxime Rambourg und Theo Riviere, Loki)
Kategorie Kennerspiel
Wie schon angedeutet, waren wir hier mit unseren Erwartungen völlig daneben. Von den 7 Spielen auf der Longlist haben wir 2 gespielt, wovon uns eines gar nicht gefallen hat – „Mischwald“. Das konnte uns so gar nicht überzeugen. Ganz im Gegensatz dazu, „Zug um Zug Legenden des Westens“ – was für eine großartige Variante von „Zug um Zug“! Wir haben es verschlungen und in unserer Dreiergruppe mit wachsender Begeisterung gespielt. Fragt sich nur, wie oft das Spiel noch auf den Tisch kommt, nachdem alle Kampagnen gespielt wurden. Bei uns war es noch 2-3-mal, dass wir das „ewige Spiel“ gespielt haben. Mehr nicht. Aber, es war jede einzelne Partie wert. Ein wirklich tolles Spiel.
Immerhin haben wir zwei weitere Spiele aus der Kategorie Kennerspiel auf dem Schirm und werden diese auch in nächster Zeit auf dem Tisch haben. „Botanicus“, „Bier Pioniere“ und „e-Mission“ sind im Anflug und wir freuen uns sehr darauf, die Spiele kennenzulernen.
Nominiert zum Kennerspiel des Jahres sind
e-Mission (Matt Leacock und Matteo Menapace, Schmidtspiele)
Gilde der Fahrenden Händler (Brett J. Gilbert und Matthew Dunstan, Skellig)
Zug um Zug Legenden des Westens (Rob Daviau, Matt Leacock, Alan R. Moon, Days of Wonder)
Auf der Empfehlungsliste folgen
Bier Pioniere (Thomas Spitzer, Spielefaibel)
Botanicus (Vieri Masseini und Samuele Tabellini, Hans im Glück)
Mischwald (Kosch, Lookout)
Ritual (Tomás Tarragón, Strohmann Games)
Kategorie Spiel des Jahres
Hier war unsere Trefferquote richtig gut und wir sind nur vereinzelt überrascht. Zum einen hätten wir „Sky Team“ eher beim Kennerspiel erwartet, zum anderen vermissen wir „Mycelia“ (Ravensburger). Und was ist mit „Heat“, dem Autorennspiel von Days of Wonder? – Nun, hier ist es wohl Asmodee, die mit ihrer Vertriebspolitik zu „Heat“ eine Nominierung zum zweiten Mal in den Sand gesetzt haben. Ein anderes Thema.
Ansonsten ist die Longlist sehr gut und trifft unseren Geschmack zu 78-89 %. Wer jetzt grob nachrechnet, merkt, dass es hier ~2 Spiele sind, die unseren Geschmack nicht so richtig treffen. Nun, das ist relativ und liegt daran, dass wir „Trekking“ (noch) nicht gespielt haben. Das jetzt noch verbleibende Spiel ist „Auf den Wegen von Darwin“. Hier sind wir mehr als überrascht, denn uns hat das Spiel absolut nicht gefallen. Es fühlte sich an wie ein belangloses Versetzen netter Tierplättchen von A nach B. Aber die Grafiken sind sehr gelungen, soviel Lob muss sein. Nun denn, ändern können wir es nicht und wir akzeptieren die Entscheidung der Jury somit fast uneingeschränkt.
Nominiert zum Spiel des Jahres sind
Auf den Wegen von Darwin (Grégory Grard und Matthieu Verdier, Sorry We Are French)
Captain Flip (Paolo Mori und Remo Conzadori, PlayPunk)
Sky Team (Luc Rémond, Kosmos / Scorpion Masqué)
Auf der Empfehlungsliste folgen
Ghost Writer (Mary Flanagan und Max Seidman, Pegasus)
Harmonies (Johan Benvenuto, Libellud)
Passt nicht! (Thomas Weber, Schmidtspiele)
Schätz it if you can (Ralf zur Linde, Moses)
Trekking (Charlie Bink, Game Factory)
Trio (Kaya Miyano, Cocktail Games)
Der Blick in die Sterne
Natürlich haben wir jetzt auch unsere Favoriten für die Bekanntgabe der Preisträger am 21. Juli in Berlin. Dies sind gemäß der Prophezeiung ganz klar:
Spiel des Jahres 2024 : Sky Team (Kosmos)
Kennerspiel des Jahres 2024 : e-Mission (Schmidtspiele)
Kinderspiel des Jahres 2024 : Große kleine Edelsteine (Schmidtspiele)
(Sollten die tatsächlichen Preisträger im Juli dann davon abweichen, nicht traurig sein, es sind alles gute Spiele, aber die Geschmäcker sind verschieden.)
Abschließend bleibt uns jetzt nur noch zu sagen, Danke.
Danke an die Jury Spiel des Jahres für die viele Arbeit beim Spielen und Sortieren und herzlichen Glückwunsch an alle Autorinnen und Verlage der nominierten und empfohlenen Spiele.
Links
Mein Kommentar zu den Spiel des Jahres Nominierungen 2024 – 12.06.2024 – Oliver Sack
Abbildungen der Spiele © bei den jeweiligen Verlagen / Titelbildmontage: © Oliver Sack
Titel-Hintergrund „Kristallkugel“ KI generiert.