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Am 20. September lud die Pegasus Spiele GmbH in Friedberg (Hessen) wieder zum Pressetag ein, um uns die kommenden Neuheiten 2024 noch vor der SPIEL zu zeigen. Zusätzlich hatten wir die Gelegenheit, einige der Neuheiten nicht nur anzuschauen, sondern auch gleich zu spielen.
Noch vor der üblichen Begrüßung durch Peter Berneiser (Public Relations Manager) stand bereits das erste Spiel auf dem Programm. Quasi als Warmmacher oder besser gesagt als Appetizer. „Ich habe fertig“ von Marco Teubner lag auf allen Tischen bereit und wir konnten unter Anleitung von Marco Teubner sofort loslegen. Zum Spiel später mehr. Dann gab es erst einmal eine Stärkung. Mittagessen war angesagt, bevor Geschäftsführer Karsten Esser uns Einblicke in die Geschichte von Pegasus, den neuerlichen Neubau mit Verdreifachung des Lagerplatzes und das vergangene Geschäftsjahr samt Ausblick in die Zukunft gab.
Es gab aber nicht nur Positives zu berichten. Karsten Esser sprach auch über die Probleme bei der Produktion und Beschaffung in den letzten Jahren. Zwar entspannt sich aktuell die Lage bei Papier, Pappe und Lieferzeiten, die Energiekosten bleiben jedoch hoch.
Dann durften wir wieder ran! Freies spielen stand auf dem Programm und so konnten wir einige Neuheiten zusammen mit unseren Freunden von Cliquenabend, Mathias und Andreas, spielen. Zwischendurch gab es dann noch die offiziellen Neuheitenvorstellungen aus dem Hause Pegasus und den Partnerverlagen, die ebenfalls vor Ort waren und ihre Spiele ebenfalls gerne erklärten.
An dieser Stelle stellen wir jetzt die Spiele vor, die bei uns auf dem Tisch landeten, in chronologischer Reihenfolge, also so wie wir sie der Reihe nach gespielt hatten.
Ich habe fertig (Marco Teubner, 2-5 Personen, ab 8 Jahren)
Ein sagen wir mal „völlig beklopptes“ Kartenspiel, das im Wesentlichen aus Aktionskarten besteht, die von insgesamt 30 Illustratorinnen gestaltet wurden. Die Karten werden entweder sofort oder später ausgespielt. Die Regeln sind dabei mehr als einfach und mit jeder Karte passiert etwas. Das kann alles sein, von verrückt bis unnötig, ja sogar völlig nutzlose Karten können gespielt werden. Klingt komisch? Ist es! Dazu ist es auch noch sehr unterhaltsam, da immer wieder Dinge geschehen, die für gute Unterhaltung sorgen.
Regeln, Ablauf und das Spielziel sind dazu noch extrem simpel und in unter zwei Minuten erklärt.
Wer an der Reihe ist, zieht eine neue Handkarte oder spielt eine seiner Handkarten aus. Der Text auf der Karte bestimmt dann alles weitere. Ziel ist es, drei Karten vor sich liegen zu haben mit den Worten „Ich“, „Habe“ und „Fertig“. Dann hat man gewonnen. Oder auch nicht. Oder noch nicht. Oder ohne diese drei Karten. Niemand weiß, was passiert. Chaotisch und sehr lustig. Einfach mal ausprobieren.
Syncro (Thomas Favrelière,2-5 Spielende, ab 8 Jahren)
Ein kooperatives Kartenspiel, bei dem wir versuchen, alle Monster einer Auslage zu bekämpfen. Dazu spielen wir in jeder Runde eine unserer Handkarten verdeckt auf eine Monster-Karte aus und überprüfen anschließend, ob die ausgespielten Werte in Summe höher sind als das Monster. Gelingt uns das, ist das Monster besiegt und der Weg zum nächsten Gegner ist frei. Die Krux an der Sache ist, dass die Gesamtzahl der Zahlenkarten begrenzt ist und wir mit den zur Verfügung stehenden Karten alle Monster besiegen müssen. Nur dann kommen wir zum nächsten Level mit zusätzlichen Regeln und neuen Herausforderungen.
Eigentlich nicht schwer, wenn man sich absprechen dürfte. Aber das geht nicht! Wir müssen uns aufeinander verlassen und uns vertrauen. Eine Absprache über Kartenwerte, die man gespielt hat oder spielen möchte, ist nicht zulässig. Das macht das Spiel anspruchsvoller, je höher die Level werden.
Syncro hat uns sehr gut gefallen.
Dorfromantik Sakura (Michael Palm, Lukas Zach, 1 bis 6 Personen, ab 10 Jahren)
Mit Dorfromantik Sakura kommt ein neues, eigenständiges Spiel. Die Illustrationen haben sich etwas geändert, der Grundmechanismus bleibt gleich. So ist auch die erste Partie nicht anders als das bekannte Dorfromantik. Nur eben die Grafiken sind etwas anders.
Ab der ersten oder zweiten Partie, wenn man BOX 1 öffnen darf, wird es anders. Neue Kampagnen, neue Elemente, neue Zusatzregeln. Kurz, neue Herausforderungen. Dies sieht man auch direkt auf dem Wertungsbogen beziehungsweise auf dem Kampagnenblatt.
Wer Dorfromantik oft gespielt hat und langsam das Gefühl hat, Dorfromantik biete wenig Neues und man hat schon alles gesehen, der ist bei Dorfromantik Sakura genau richtig. Die neuen Herausforderungen sind knackig.
Dorfromantik Sakura – wahrscheinlich ein Must-have für Fans!
Skyrockets (Charlie McCarron, 2 bis 5 Spielende ab 8 Jahren)
Bunte Sanduhren rinnen gnadenlos durch. Sobald eine Sanduhr durchgelaufen ist, wird sie hingelegt und die Gruppe verliert eines von drei Leben. Es gilt also, die Sanduhren immer am Laufen zu halten, indem man diese immer wieder umdreht, bevor das letzte Sandkorn der Schwerkraft zum Opfer fällt.
Dies gilt jedoch nicht für die orangene Sanduhr. Diese ist Rundenzähler und darf erst dan umgedreht und auf das nächste Rundenfeld gesetzt werden, wenn sie durchgelaufen ist.
Wie verhindern wir nun das Leerlaufen der Sanduhren in diesem kooperativen und sehr hektischem Spiel? Durch Handkarten. Wer an der Reihe ist, spielt eine seiner Handkarten aus. Auf dieser Karte sind genau 2 Farbkreise abgebildet, die vorgeben, welche Sanduhr gedreht werden darf.
Es geht also Schlag auf Schlag, solange man die passenden Karten auf der Hand hat, um die Sanduhren zu drehen. Das Ganze ist dann noch abhängig vom Schwierigkeitsgrad, denn der Kampagnenmodus hat es in sich. Die ersten Kampagnen sind noch recht einfach, doch das steigert sich – gnadenlos.
Wer schnelle, hektische Spiele mag ist hier genau richtig. Uns hat der Sanduhrenspaß gefallen.
Bomb Busters (Hisashi Hayashi, 2 bis 5 Spielende ab 10 Jahren)
Unsere Aufgabe: Eine Bombe entschärfen! Das heißt, wir müssen die Drähte zwischen Zünder und Sprengladung in der richtigen Reihenfolge durchtrennen. Immer zu zweit als Team.
Erwischen wir den roten Draht, bevor alle anderen Drähte identifiziert und durchtrennt sind, dann wars das! Mission verloren. Noch einmal.
Auch dieses kooperative Spiel hat einen Kampagnenmodus und zusätzlich für einen leichteren Einstig noch ein paar Trainingsmissionen, die langsam dem Team den Mechanismus näherbringen, bevor die wirklich harten Aufgaben kommen.
Jede Person hat verdeckt eine Reihe von Zahlenplättchen in ihrer Halterung stehen. Nicht einsehbar für die anderen Mitspielenden. Wer an der Reihe ist, zeigt auf ein beliebiges Plättchen bei einem Mitspieler und nennt die dort vermutete Nummer/Zahl. Ist dies korrekt und die fragende Person hat dasselbe Nummernplättchen, werden beide aufgedeckt und es bekommen dadurch alle einen Hinweis, welche Nummern diese beiden Mitspieler wo auf ihrem Ständer haben.
So lässt sich Stück für Stück herausfinden, welche Zahl zwischen 1 und 12 wo platziert wurde. Haben wir dann vier Drähte derselben Nummer gefunden, gilt dieser Draht als erfolgreich durchtrennt. Ab der dritten Trainingsmission kommen dann gelbe und rote Drähte ins Spiel. Diese müssen ebenfalls korrekt identifiziert werden. Sind alle 12 Drähte identifiziert und/oder eine Person hat nur noch den roten Draht, endet die Partie erfolgreich.
Bomb Busters war unser persönliches Highlight. Gefällt uns wirklich sehr gut und wir haben zwischenzeitlich schon ein paar Bomben erfolgreich entschärft.
Achtung! Bomb Busters kann abendfüllend sein.
Story Box Adventures (Julien Prothière und Alexandre Droit, 2 bis 8 Spielende ab 8 Jahren)
„Ich packe meinen Koffer“ kennt jeder. Hier ist der Ablauf ähnlich und basiert auf derselben Idee.
Zwei Minuten haben wir Zeit. Wer beginnt, spielt eine Bildkarte auf den Ablagestapel und erzählt eine kurze Geschichte zum Bild. Jede andere Mitspielende kann nun eine weitere Bildkarte spielen und die Geschichte weiter erzählen. Dies geht solange weiter, bis die zwei Minuten abgelaufen sind. Dann steht eine völlig wirre Geschichte im Raum und es liegen viele Karten auf dem Ablagestapel.
Nun wird der Ablagestapel umgedreht und Phase 2 beginnt. Der Startspieler beginnt die Geschichte und dreht dazu die oberste Karte des jetzt verdeckten Stapels auf. Reihum wird nun die Geschichte weiter erzählt und eine Karte aufgedeckt. Fehler werden notiert und am Ende, wenn alle Karten aufgedeckt sind und die Geschichte komplett erzählt ist, wird geschaut, wie viele Karten man im Spiel hatte, abzüglich der Fehler. Der Erfolg der Gruppe kann dann aus einer Tabelle gelesen werden.
Lustiges Memo-Spiel, das in der richtigen Gruppe sicher sehr viel Spaß mach. Man muss allerdings Erzählspiele schon ein wenig mögen. Ich hatte Spaß!
Roaring 20s (Leo Colovini, 3 bis 5 Spielende ab 8 Jahren)
Ein Versteigerungsspiel. Wir versuchen lukrative Dino-Karten zu kaufen, die uns am Ende Punkte bringen, beziehungsweise Zusatzpunkte, wenn wir damit Straßen bilden können.
Um eine Karte von 1 bis 10 zu ergattern, muss man in jeder Runde ein Gebot auf eine offene Dino-Karte abgeben. Reihum wird nun geboten und überboten, bis nur noch eine Person übrig bleibt und sich die Karte in die eigene Auslage kaufen darf.
Bezahlt wird mit Handkarten, deren Wert und Symbol zu der offerierten Karte passen muss. Neue Handkarten bekommen nur die Mitspielenden, die zuvor gepasst haben.
Ein kleines simples Kartenspiel mit viel Interaktion durch den Bietmechanismus. Einfache Regeln und einfache Schlusswertung machen Roaring 20s zu einem idealen Aufwärmer oder Absacker. Abendfüllend ist es jedoch nicht.
Waffelzeit (Maxime Demeyere, 1 bis 4 Spielende ab 8 Jahren)
Wir belegen unsere belgischen Waffeln mit Früchten, Sahne und im Idealfall kippen wir Ahornsirup drüber. Klingt lecker? Ist es!
Allerdings sieht das hier ein wenig anders aus. Essen können wir unsere Waffel nämlich nicht, aber dafür bekommen wir für unseren Belag ordentlich Punkte. Über einen cleveren Auswahlmechanismus nehmen wir uns in unserem Spielzug zwei Zutaten und legen diese auf unsere Waffel. Anschließend überprüfen wir, ob wir eine der Aufgaben erledigt haben, um uns dafür einen Bonus zu nehmen. Das Ganze erinnert auch ein wenig an „Cafe Barista“ („Coffee Rush“, Korean Boardgames).
Nach einigen Runden, wenn die eigene Waffel gut belegt ist, endet das Spiel mit einer schnellen Schlusswertung, bei der es noch einmal Sonderpunkte für bestimmte Konstellationen gibt.
Ein rundum gelungenes Familienspiel mit toller Aufmachung.
Stapel Salat (Daryl Chow, 1 bis 5 Spielende ab 5 Jahren)
Ein Kinderspiel, bei dem wir auf einem wackeligen Teller unsere Zutaten stapeln, um damit zu punkten. Wem alles zusammenfällt, der hat Pech und kann maximal nach der berühmten 3-Sekunden-Regel einen Teil der gefallenen Teile wieder aufbauen. Am Ende wird dann noch belohnt, wer höher baut als alle anderen. Die ganze Sache hat jedoch als Kinderspiel einen Haken. Die Wertung! Diese ist für ein Kinderspiel ab 5 Jahren einfach zu überladen und zu kompliziert.
AI Space Puzzle (Portal Games, Katarzyna Cioch, Mateusz Wolski, Sylwia Smolinska, Wojciech Wisniewski, 2 bis 5 Spielende ab 10 Jahren)
Ein weiteres kooperatives Abenteuer. Wir müssen gemeinsam Aufgaben lösen, um auf einem 4×4 Raster Spielfiguren korrekt zu platzieren. Wo welche Figur stehen soll, weiß nur der Captain. Dieser hat, ähnlich wie bei Codenames eine Karte, die die Lösung zeigt. Um dies nun mit den Mitspielern zu kommunizieren, stehen dem Captain diverse Hinweisplättchen zur Verfügung. Diese Hinweisplättchen legt er aus, um so die genaue Position und Farbe einer Figur zu beschreiben. Allerdings ist die Anzahl der Hinweisplättchen begrenzt. Außerdem darf das Rateteam zu Beginn eingesetzte Figuren nicht einfach versetzen, sondern hat ebenfalls eine begrenzte Anzahl an Bewegungsaktionen pro Runde zur Verfügung, um Figuren zu bewegen. Eine Runde endet, sobald das Rateteam alle Figuren korrekt platziert hat.
Wie auch schon bei Bomb Busters haben wir hier bei AI Space Puzzle einfache Einstiegsaufgaben und darauf aufbauende Level die immer schwerer und komplexer werden. Das Spiel und der Mechanismus laufen super rund und Rätselfans kommen voll auf ihre Kosten.
Wer diese Art von Rätsel mit nonverbaler Kommunikation mag, der sollte sich AI Space Puzzle unbedingt anschauen. Uns hat es gut gefallen.
Kronologic – Paris 1920 (Fabien Gridel, Yoann Levet, Fabien Gridel, Yoann Levet)
Erinnert mich irgendwie an das gute alte Cluedo. Allerdings um einiges komplexer.
Ich konnte mich bei unserer Testpartie absolut nicht mit dem System „Deduktion durch Ausschlussverfahren“ anfreunden.
Kronologic war einfach nicht mein Ding.
Wer hat Mr. Reed getötet? (Hidden Games)
Das erste Brettspiel von Hidden Games. Basierend auf einigen Audio-Files versuchen wir einen Fall zu lösen. Die zugehörigen Fragen werden auf einem „Ermittlungsbogen“ festgehalten und beantwortet. Der Spielplan wird durch Puzzleteile ergänzt, die Szenerien auf dem Plan überdecken und so neue Informationen zum aktuellen Fall bringen. Insgesamt gibt es in dieser Hidden Game Box 7 Kriminalfälle, die auch aufeinander aufbauen.
Wir haben den ersten Fall gespielt. Dieser war nicht sonderlich kompliziert und konnte durch gutes Zuhören bei den Audiofiles gut gelöst werden. Die zwei Fehler, die wir gemacht haben, hätten wir durch genaueres Zuhören sicher vermeiden können. Aber egal. Fall gelöst und alle fünf Ermittler waren zufrieden.
Wem also die Hidden Games zu komplex sind oder nicht Unmengen an Papier auf dem Tisch durcharbeiten will, obwohl man Krimispiele mag, der sollte sich das Brettspiel ruhig einmal anschauen.
Das war ein grober Überblick über die Spiele, die wir beim Pegasus Pressetag 2024 kennenlernen durften. Mehr von den Pegasus Neuheiten werden wir in den nächsten Wochen sicher auch ausführlich spielen und darüber berichten. Allen voran BOMB BUSTERS, AI SPACE PUZZLE und SYNCRO. Seid gespannt. Ach ja, natürlich spielen wir auch noch einige Runden ICH HABE FERTIG 😉
Für alle, die noch mehr vom Pegasus Pressetag lesen, hören oder sehen möchten, wenden sich vertrauensvoll an unsere Kollegen aus dem Beeple-Netzwerk. Sie werden ebenfalls auf unterschiedlichen Medien berichten. So habt ihr eine breite Palette an Meinungen und Eindrücken. Dazu gibt es noch eine Episode „Road to Essen 24“ aus der Beeple-Talk Podcast Reihe zum Thema Pegasus Neuheiten.
Mit vor Ort aus dem Beeple Netzwerk waren (ich hoffe ich vergesse niemanden):
Unsere Mitspieler am Tisch Smuker und Mathias vom Cliquenabend
Jürgen von der Brettspielbar
Carina und Christoph aus der Brettspielbox
Jasmin und Jan von der Brettspielrunde
Sonja mit Micha von Brettspielpoesie
Christian von Brett und Pad
Alexandra die Brettspielhamster(in)
Unser Brettspielministerium, vertreten durch Johannes
Julia und Stephan von Spiel Doch Mal!
last, but not least ein dickes Dankeschön
Danke an das Team von Pegasusspiele für den super organisierten Pressetag 2024. Wir haben uns wohl gefühlt und es blieben keine Fragen und Wünsche offen. Wir wurden gut verpflegt und unterhalten und vor allem, es war immer ein Erklärer zur Stelle, wenn man einen brauchte.
Vielen Dank Karsten, Peter, Ronja, Marco, Sebastian und all die anderen Teammitglieder. Ihr wart super. Dankeschön.
Schlusswort
Das war ein Rückblick auf den Pressetag 2024 bei Pegasus, Mitte September.
Wir sehen uns in Essen auf der SPIEL24.
Bis dahin, spielt was Schönes ….
euer Spielevater Oli & Team