lama titel

Lesezeit: 6 Minuten

Sprechen wir von banalen Spielen, so ist das meist ein subjektiver Eindruck und wir meinen damit Spiele, an denen (ebenfalls subjektiv) nicht viel dran ist. Solche Spiele werden im Allgemeinen auch recht schnell und gerne als überflüssig, sinnfrei und unnötig bezeichnet. Doch gelegentlich gelingt der Spagat zwischen Banalität und Genialität überraschend gut. Auch wenn das sehr selten vor kommt. Meist sind subjektiv banale Spiele, objektiv betrachtet einfach nur Mist. Aber wo ist der Unterschied zwischen einem banalen und einem genialen Spiel? Das ist recht schwer zu sagen. Manchmal ist ein banales Spiel leicht zu erkennen, manchmal ist es Geschmacksache, manchmal auch nicht zu erkennen. Kurz: es gibt keine banalen Spiele, nur verschiedene Auffassungen davon (#Geschmackssache). Aktuell bestes Beispiel für so ein Spiel ist L.M.A.A., pardon, L.A.M.A. (Leg alle Minuspunkte ab!)

Eckdaten

Name: L.A.M.A.

Untertitel: … nimm’s lässig!

Für 2-6 Spieler, ab 8 Jahren

Autor: Reiner Knizia

Illustration: Barbara Spelger, Ray Sommerkamp

Verlag: Amigo

Spieldauer: ca. 20 Minuten

Platzbedarf: ca. 30x30cm

LAMA

Verlagstext

Der Name ist Programm, denn jedes Lama kennt die wichtigste aller Regeln: Lege Alle Minuspunkte Ab! Werde deine Karten los, um so möglichst keine Chips zu kassieren. Steigst du aus, oder hoffst du eine passende Karte zu ziehen? Entscheide dich! Am Ende gewinnt derjenige, der am lässigsten den Minuspunkten ausweichen konnte.

Quelle: www.amigo-spiele.de, 2019

Das Spiel

48 Karten mit Werten von 1 bis 6, sowie 8 Karten mit einem irre dreinblickenden Lama, werden gut gemischt und je 6 Karten an jeden Mitspieler verteilt. Die Minus-Punkte-Chips (Wert: 1 oder 10) werden bereitgelegt. Abschließend wird 1 Karte vom Nachziehstapel aufgedeckt. Sie ist die Startkarte und gleichzeitig, aktuell, die oberste Karte des Ablagestapel.

LAMAReihum legen jetzt die Spieler eine Handkarte auf den Ablagestapel, die entweder gleich oder um genau 1 höher ist als die oberste Karte des Ablagestapels. Die Reihenfolge dabei ist: 1-2-3-4-5-6-Lama-1-2.3…. usw. Kann ein Spieler nicht ablegen, zieht er eine neue Karte oder er passt. Wer passt, ist aus der laufenden Runde raus und seine Handkarten sind zugleich seine Minuspunkte.

Runden- und Spielende

Eine Runde endet, wenn alle Spieler gepasst haben, dann bekommt jeder Minuspunkte gemäß seinen Handkarten. Eine Runde endet auch, wenn es einem Spieler gelingt, all seine Handkarten regelkonform abzulegen. Als Belohnung darf dieser Spieler zusätzlich noch einen beliebigen seiner Minus-Chips abgeben. (Das kann auch ein schwarzer 10er sein)

Verloren hat, wer zuerst Chips im Wert von 40 oder mehr gesammelt hat.

Unsere Eindrücke

Kommen wir nochmals zur subjektiven Banalität. Das kleine Kartenspiel von Reiner Knizia ist meiner Meinung nach in einigen Punkten sehr banal. Ein Spielzug ist unspektakulär, taktische Möglichkeiten sind begrenzt. Die Regeln sind sehr überschaubar, die Illustration völlig sinnfrei, der Titel fast schon albern. L.A.M.A. „Leg Alle Minuspunkte Ab“ – Echt jetzt?!

Schauen wir darum lieber auf die Genialität. Diese finden wir tatsächlich im selben Spiel! Genauso wie Genie und Wahnsinn oft beieinander liegen, liegen bei L.A.M.A. Banalität und Genialität beisammen. Das Spiel ist bei all seiner Banalität und Einfachheit schon wieder genial. Es ist in unter 3 Minuten erklärt, in 10 Minuten gespielt und in weiteren 20 Minuten gleich noch mal und noch mal. Und, es macht irrsinnig Spaß – uns jedenfalls.

Gedanken im Spiel

leg alle minuspunkte abBin ich am Zug und hab passende Karten auf der Hand, überlege ich zunächst, ob ich die gleiche Zahl oder doch lieber um +1 erhöhe. Habe ich nur wenige oder gar eine Karte auf der Hand und kann nicht ablegen, überlege ich zu passen oder nachzuziehen. Passen macht Sinn, wenn man wenige Punkte auf der Hand hat. Nachziehen macht es nämlich nicht immer besser. Aber Nachziehen macht wiederum Sinn, wenn man dadurch neue Hoffnung schöpft.

Auch nicht zu vernachlässigen ist der Blick auf die Kartenhände der Mitspieler. Wie viele Karten haben die noch? Kann ich ein Nachziehen riskieren oder passe ich lieber, bevor noch mehr Punkte auf mich zukommen? Und überhaupt, wie viele 4er sind schon gespielt? Gibt es noch welche? Fragen über Fragen, die einem durch den Kopf schießen. Und immer wieder ist es die Risikobereitschaft, die einem zum Verhängnis werden kann oder einen zum Helden macht.

Ein weiterer raffinierter Kniff sind die Minus-Punkte-Chips. Laut Regel darf man einen seiner Chips abgeben, so man all seine Handkarten ablegen konnte. Die Regel schreibt dabei explizit „einen Chip“. Es liegt also an einem selbst, ob man einen weißen Chip (1 Punkt) oder schwarzen Chip (10 Punkte) abgibt. Blöd nur, wenn man in diesem Moment nur 9 weiße zur Verfügung hat.

Interaktion und Ärgerfaktor

Interaktion gerät eigentlich in den Hintergrund. Es gibt ohnehin keine Möglichkeiten jemanden richtig zu ärgern oder zu blocken. Überhaupt hat man eigentlich nur eines im Kopf: Alle Karten müssen weg und zwar möglichst als Erster. Einzig mit 1er Karten auf der Hand. Da kann man schon mal passen um schlimmeres zu verhindern. Im Extremfall gibt das ja nur 1 Minuspunkt.

Der Ärgerfaktor hingegen ist allgegenwärtig. Er kommt meist als Emotion daher. Denn egal wer was ablegt, es gibt immer einen, dem das nicht passt und der sich gemobbt fühlt. Da hilft dann wirklich nur noch: Immer drauf! Was interessieren mich die Handkarten meiner Mitspieler und ob sie ablegen können oder nicht? Das ist doch deren Problem. Oder wie eine Mitspielerin anmerkte: „Du musst das Spiel voller Emotionen spielen und immer austeilen, auch mit Worten.“ Das wird besonders in Partien mit mehr als 2 oder 3 Spieler sehr unterhaltsam, wenn man sich verbal an die Gurgel geht.

Fazit

Es ist tatsächlich die Banalität, die dieses Kartenspiel genial macht. Egal ob als Aufwärmer oder Absacker, wir hatten bisher immer Spaß und werden sicher auch noch eine Weile Spaß mit diesem kleinen, feinen Spielchen haben. Mit einer Einschränkung, zu zweit ist’s irgendwie doch langweilig, mit 4-6 Spieler hingegen super spaßig. Klarer Must-Have-Tipp von uns. Daumen rauf!

© 10.03.19 Oliver Sack

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Abbildungen der Spiele und Regelauszüge © Amigo Spiele / Fotos: Oliver Sack
Dies ist keine Werbung, dies ist eine rein sachliche Meinungsäußerung zu einem Produkt.


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