Overload Titel

Lesezeit: 8 Minuten

So genannte „Mainstream-Spiele“, also Spiele die für die breite Masse und das „allgemeinen Spielverhalten“ geeignet sind, sind relativ schwer zu definieren und zu finden. Gerade wenn gleichzeitig noch generationenübergreifend gespielt werden soll, wird es problematisch. Schmidtspiele hat 2019 hier mit Overload nach Completto (und dem Klassiker Mädn) wieder ein Spiel veröffentlicht, das genau in diese Sparte passt. Auch wenn der geneigte Vielspieler sich hier nicht als Zielgruppe sieht, er doch auch mit Overload möglicherweise einen kurzweiligen Aufwärmer und/oder Absacker vorgesetzt bekommt.

Eckdaten

Name: Overload

Für 3 bis 5 Spieler, ab 8 Jahren

Autor: Wolfgang Riedl

Verlag: Schmidtspiele

Spieldauer: 30 Minuten

Platzbedarf: ca. 60×60 cm

Overload Cover

Verlagstext zu Overload

Achtung! Bloß nicht überladen! Die Spieler versuchen über mehrere Runden hinweg, möglichst viele Scheiben ins Ziel zu bringen. Am Start kann sich jeder entscheiden, mit wie vielen Scheiben er startet. Aber Vorsicht! Nicht zu viel riskieren, denn unterwegs kommen immer wieder Scheiben hinzu. Immer, wenn eine Spielfigur an anderen Figuren vorbeizieht, wird auf die überholten Figuren jeweils eine Scheibe gesteckt. Da sammelt sich schnell mal was an. Das ist einerseits gut, denn das gibt mehr Punkte, aber wird die Figur überladen, fliegt sie raus und muss von vorn beginnen. Da gibt es immer wieder Mitspieler, die es zu gut mit einem meinen… Ein tolles, taktisches Laufspiel mit wenig Regeln, aber einem sehr schönen Kniff, der für ein wirklich spannendes Spiel sorgt. Overload ist schnell erklärt, aber begeistert für viele spannende Spielrunden!

Quelle: www.schmidtspiele.de, 22.05.2019

Spielablauf

SpielaufbauAuf dem Tisch wird ein Parcours mit Startfeld, Zielfeld und einer von der Spielerzahl abhängigen Anzahl an Lauffelder aufgebaut. Auf den Feldern sind jeweils mehrere Farbfelder, die aber mit dem eigentlichen Spielablauf rein gar nichts zu tun haben. Sie dienen lediglich der Optik des Spiels.

Auf dem Startfeld hat jeder Spieler zwei Figuren stehen, auf denen bis zu 8 Ringe platz finden, die es gilt ins Ziel zu bringen. (Achtung! Die Ringe bitte nicht mit Pfefferminz-Bonbons verwechseln!) Jeder dieser Ringe, die man über den Parcours ins Ziel bringt, ist 1 Punkt wert. Wer es schafft, ganze 8 Ringe ins Ziel zu bringen, dem winken sogar noch 4 Extrapunkte. Wem es als erster gelingt, je nach Spielerzahl 30, 35 oder 40 Punkte zu sammeln, gewinnt.

Wie wird gezogen

Der Spieler, der an der Reihe ist, würfelt mit dem 8-seitigen Würfel und zieht anschließend eine seiner Spielfiguren in Richtung Zielfeld. Dabei gilt, wer noch eine Spielfigur auf dem Startfeld stehen hat, muss diese ins Spiel bringen.

Ringe aufladen

Wie viele Ringe ein Spieler auf seine Figur auf dem Startfeld setzt, bleibt jedem selbst überlassen. Allerdings muss man sich vor dem würfeln entscheiden, die Ringe zu laden. Wer jetzt denkt, man könne doch einfach mal 8 Ringe nehmen, diese ins Ziel bringen und gut, der irrt gewaltig. Steht man auf einem beliebigen Feld mit seiner Spielfigur und wird dort von einer anderen Figur überholt, bekommt man einen Ring zusätzlich. Landet man mit seiner Figur auf einem Feld, auf dem bereits eine oder mehrere andere Figuren stehen, darf man eigene Ringe abgeben oder Ringe dort klauen.

Overload? – Limit erreicht?

So kann es sehr schnell passieren, dass man den neunten Ring nehmen muss. Da aber nur 8 Ringe auf eine Figur passen, heißt es dann „Overload“ (überladen!). Der Spieler muss alle Ringe von seiner Figur nehmen und seine Figur zurück auf das Startfeld setzen.

Zieleinlauf und punkten

überladen?Gelingt es einem Spieler, seine Figur ins Ziel zu bringen, bevor sie überladen ist, kann gepunktet werden. Dann gibt es 1 Punkt für jeden Ring. Ganze 12 Punkte bekommt man, wenn man eine volle Figur mit 8 Ringen ins Ziel bringt. Anschließend wird die geleerte Spielfigur ebenfalls auf das Startfeld zurückgesetzt.

Alternative Spielfelder

Einige Spielfelder sind beidseitig bedruckt. Auf der einen Seite gibt es nur Farbfelder, die wie eingangs erwähnt keine Funktion haben, auf der anderen Seite ist auf jeder Tafel zusätzlich ein Feld mit einer Sonderaktion versehen. Sonderaktionen können sein, ein Feld zusätzlich vor oder zurück zu laufen oder einen zusätzlichen Ring nehmen zu müssen/dürfen.

Leere Figur ins Spiel bringen?

Natürlich kann man auch eine leere Figur ins Spiel bringen. Das passiert bei uns entweder aus taktischen Gründen oder aus versehen. Das ist jedoch nicht schlimm, sonder wirklich eine gute, taktische Möglichkeit. So kann man versuchen, diese Figur etwas langsamer mit niedrigen Würfelergebnissen, vorwärts zu bewegen und sich dabei immer schön von anderen Spielern überholen zu lassen. Kurz vor dem Ziel dann einfach stehen bleiben und warten, bis andere Spieler einem den achten Ring verpassen. Dazu gehört allerdings auch Glück, denn mit dem achten Ring sollte man zügig ins Ziel kommen, da der Neunte Ring und damit der Overload wie ein Damoklesschwert über einem hängt.

Unsere Eindrücke von Overload

Abstrakt, zugänglich, glückslastig, spannend und lustig. All das sind kurz auf das wesentliche zusammengefasste Kommentare aus unseren Runden. Zwar wollte nur selten ein Mitspieler eine weitere Runde spielen, aber für eine Runde waren immer Mitspieler zu finden. Gerade zu Beginn eines Spieleabends war und ist Overload ein gern gesehener Aufwärmer.

Overload mit W8Wir hatten bisher auch nicht den Eindruck, dass es langweilig oder emotionslos ist. Im Gegenteil, bei uns sind immer Emotionen im Spiel, vor allem wenn man einem Mitspieler einen Overload beschert. Da fallen schon mal liebevoll gemeinte Beleidigungen.

Die spannende Frage im Spiel ist aber tatsächlich nach der Anzahl Ringe die man mitnehmen soll. Spiel man zu dritt, kann man getrost die Spielfigur mit 5-7 Ringen bestücken. Spielt man hingegen zu fünft, würde ich nie mehr als 4 Ringe laden. Das Risiko ist zu hoch! Auch ist es gelegentlich einem Spieler schon gelungen, mit einer leeren Figur zu starten und diese dann voll bepackt über die Ziellinie zu ziehen.

Klar ist Overload sehr glückslastig, aber ein paar Dinge kann man schon erahnen. Zum Beispiel sollte einem klar sein, dass wenn man eine Figur ins Ziel zieht, man im nächsten Zug diese Figur erst wieder auf den Parcours bringen muss. Die zweite Spielfigur bleibt solange an ihrem Ort stehen und kann in Ruhe von den Mitspielern überholt und somit überfüllt werden. Das bringt dann wiederum die oben erwähnten Emotionen ins Spiel. So muss ein lockeres Spielchen sein.

Cover-Grafik-Diskussion

CoverdiskussionIn letzter Zeit hört und liest man in der Szene immer wieder über das „unglückliche“ oder „hässliche“ Cover des Spiels. Ich würde das Spiel jetzt nicht anhand der Schachtelgrafik bewerten wollen, das wäre nicht richtig. Gut, das Cover ist nach heutigem Stand jetzt nicht der große Wurf, aber dann gleich das ganze Spiel kritisieren? Ich würde das Cover einfach mal so nehmen wie es ist und allenfalls liebevoll „Retro-Look“ nennen. Denn, es erinnert in seiner Machart den Gesellschaftsspielen der späten Siebziger und frühen Achtziger Jahre.

Darüber hinaus muss erwähnt werden, dass das Spiel auf der Spielwarenmesse in Nürnberg (Anfang 2019) mit einem ganz anderen Cover angekündigt und vorgestellt wurde. Ob dieses „rosa Kunstwerk“ jetzt die bessere Wahl gewesen wäre, wage ich mal für mich zu bezweifeln. Egal, wie schon gesagt, es ist nicht richtig, ein Spiel auf die „Qualität“ seiner Box-Gestaltung zu reduzieren. Es sind die inneren Werte die zählen, auch wenn dies ebenfalls Geschmackssache ist.

Mein Fazit

Eine Runde Overload kommt bei uns in letzter Zeit häufig als Aufwärmer auf den Tisch. Dabei ist die Spielgruppe nicht immer dieselbe. Mal spielen wir mit Vielspieler, mal mit Gelegenheitsspieler. Dabei gibt es von den Gelegenheitsspieler meist auch das größere Lob.

Zu dritt kann uns Overload allerdings wenig begeistern. Es sollten schon vier oder besser fünf Spieler sein um Spaß zu haben. Und Ja, auch wenn der Glücksfaktor, gerade zu fünft, sehr hoch ist.

Das Spiel pauschal nur wegen dem optischen Eindruck gleich zu verurteilen, wie häufig im WWW zu lesen ist, ist ungerecht. Man muss Overload als das nehmen und akzeptieren, was es ist und sein will. Es ist ein Familienspiel, kein Strategie-Hammer, kein berechenbares Spiel. Es ist ein einfaches, abstraktes Lauf- und Wettrennspiel mit einem besonderen Kniff. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Also, gebt dem Spiel eine Chance, es hat es verdient – Denn die Zielgruppe hat Spaß.

© 06.06.2019 Oliver Sack

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Abbildungen der Spiele und Regelauszüge ©Schmidtspiele / Fotos: © Oliver Sack
Dies ist keine Werbung, dies ist eine rein sachliche Meinungsäußerung zu einem Produkt.


Der Einfachheit halber, verwende ich die maskuline Schreibweise in meinen Texten. Wenn ich von „Spieler“ schreibe, meine ich natürlich immer auch „Spielerinnen“ bzw. „Spieler m/w/d“