Lesezeit: 10 Minuten
von Oliver
Fromage – Käse, fehlt nur noch Baguette und ein schönes Glas Wein als Begleiter und es wird ein schöner Abend. Savoir-vivre, ich bin Fan von französischem Käse und das hat sich ausgewirkt auf das Spiel. Oder anders gesagt, Fromage ist das erste Spiel, bei dem mir glatt das Wasser im Mund zusammengelaufen ist. Auch ist es mir bei der ersten Partie in den Sinn gekommen, ich könnte die Auftragskarten des Spiels nutzen, um den nächsten Käseeinkauf zu planen. Einfach fünf Karten blind ziehen und genau diesen Käse versuchen zu kaufen. Ich fahre oft nach Frankreich, um einzukaufen, so dumm ist die Idee nicht, mal sehen. Aber ich schweife ab.
Name: Fromage
Für 1 bis 4 Personen, ab 14 Jahren
Autoren: Ben Rosset, Matthew O’Malley
Illustration: Pavel Zhovba
Verlag: R2I (Road to Infamy)
Vertrieb: Asmodee
Spieldauer: 45 Minuten
Platzbedarf: ca. 90x120cm
Verlagstext
Fromage ist ein simultanes Worker-Placement-Kennerspiel, bei dem ihr Hart-, Weich- oder Blauschimmelkäse herstellt und Ressourcen aus dem Quadranten des Spielbretts sammelt, der euch gerade zugewandt ist. Sobald alle Spieler ihre Arbeiter platziert haben, dreht sich das Spielbrett, wodurch der hergestellte Käse reift und jeder von euch einen neuen Quadranten mit anderen Einsatz- und Punktemöglichkeiten erhält. Lasst ihr euren Käse schneller reifen und bekommt ihn schon nach einem Zug zurück oder produziert ihr hochwertigeren, länger gereiften Käse, aber müsst dabei bis zu drei Züge lang auf euren Arbeiter verzichten? Nebenbei könnt ihr eure asymmetrischen Spielertableaus ausbauen und Aufträge von Kunden erfüllen, um noch erfolgreicher zu werden.
Ob im Bistro, beim Festival, im Käseladen oder beim Export in die verschiedenen Städte Frankreichs – sichert euch mit euren Käsesorten die meisten Prestige-Punkte und werdet zum angesehensten Käser Frankreichs!
Da alle Spieler gleichzeitig an der Reihe sind, verdichtet Fromage das Spielgefühl eines hochstrategischen Eurogames auf nur 40 Minuten.
Quelle: Asmodee, November 2025
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Fromage – der grobe Spielablauf
Das runde Spielfeld ist in 4 Sektoren unterteilt. Jeder Sektor in zwei Bereiche. Die grösseren Kreissegmente zeigt Bistro, Fromagerie, Stadtfest und Städte. Hier setzen wir Käsestücke ein, um entweder einen sofortigen Bonus zu bekommen und/oder Punkte bei Spielende. Der kleinere Bereich in der Spielfeldmitte zeigt vier Ressourcenfelder. Hier bekommen wir 1 – 3 Ressourcen in unseren Vorrat, die wir benötigen, um Käse herzustellen und zu liefern. Alle Einsetzfelder auf dem Spielplan haben unterschiedliche Ausrichtungen. Zeigt das Feld nach rechts, bekommen wir unsere dort eingesetzte Figur in der nächsten Runde zurück. Zeigt das Feld von uns weg, bekommen wir die dort eingesetzte Figur in der übernächsten Runde. Zeigt das Feld nach links, müssen wir noch eine weitere Runde auf unsere Spielfigur warten.
Zu Beginn einer Runde wird das Spielfeld um 90 Grad gedreht. Alle eigenen Figuren, die uns danach „anschauen“, dürfen wir wieder zurücknehmen und können sie sofort wieder einsetzen. Einsetzen dürfen wir aber nur auf dem uns zugewandten Sektor.
Wir verwalten alle unsere Ressourcen auf unserem Spielertableau. Hier können wir Gebäude bauen, um Vorteile zu bekommen, Rinder, Schafe und Ziegen in Ställen unterbringen, um sofort weiteren Käse auszuliefern und Früchte sammeln, um sie als Frucht oder Marmelade einem Käse bei Lieferung hinzuzufügen. Ausserdem sammeln wir an unserem Tableau Auftragskarten.
Rundenablauf
Zu Beginn jeder Runde holen wir unsere Figuren zurück – je nachdem, wie das Rad steht. Das sorgt zugleich für den typischen Planungsdruck, den Fromage mitbringt. Anschliessend dürfen wir bis zu zwei Figuren auf dem uns zugewandten Sektor einsetzen. Entweder in der Mitte, um 1 – 3 der für uns erreichbaren Ressourcen zu nehmen und/oder auf dem grösseren Feld einen Käse auszuliefern.
Einen Käse ausliefern kann man nur, wenn ein entsprechendes Feld frei ist. Wie alle Felder sind auch die Käsefelder in eine der drei Richtungen ausgerichtet. Zusätzlich hat jedes dieser Felder eine individuelle Färbung. Möchte man einen Käse an einen Ort liefern, muss dies mit einer farblich passenden Spielfigur geschehen, unabhängig von der Ausrichtung des Feldes. Verlangt das Feld zusätzlich noch eine Frucht oder Marmelade, muss diese auf dem Spielertableau vorhanden sein und entsprechend versetzt werden. Manchmal ist auch die Umrandung eines Einsetzfeldes von Bedeutung. Auch hier gibt es drei Färbungen. Gold, Silber und Bronze. Diese sind wichtig für die Erfüllung von Auftragskarten, welche immer eine bestimmte Käseart und eine eindeutige Färbung verlangen.
Es kann auch passieren, dass man in einer Runde keine Spielfiguren zur Verfügung hat, da diese noch nicht zurückgenommen werden dürfen. In diesem Fall findet kein eigener Spielzug statt.
Wertungen
Sobald eine Person alle eigenen Käsestücke geliefert hat, endet die Partie. Abschliessend gibt es unterschiedliche Teilwertungen. Dies sind meist Mehrheitswertungen für denen der vier Sektoren, erfüllte Auftragskarten oder auch Punkte durch Sonderwertungen auf dem Spielertableau. Hier werden unter anderem die Früchte und Marmeladen gewertet, indem diese miteinander multipliziert werden. Die Endabrechnung wird dabei durch ein Abrechnungsblatt erleichtert.
Meine Erfahrungen und Eindrücke
Was zunächst ins Auge fällt, ist die Qualität des Materials. Es sind aber ein paar Kunststoffteile dabei, die grösstenteils unnötig und durch andere umweltverträglichere Materialien ersetzbar wären. Das Holz und Pappe-Material hingegen geben keinen Anlass zur Kritik. Im Gegenteil. Die Double-Layer-Spielpläne mit der Möglichkeit, unterschiedliche Farb-Felder mittels Einschub aufzunehmen, sind super. Alle Spielfiguren und Käse-Teile bleiben sicher an ihrer Position.
Die Illustrationen des Spiels sind wohl Geschmackssache. Manche finden den Stil und die Pastellfarben etwas langweilig, andere mögen genau das an dem Spiel, weil es so gut ins Thema (Klischee?) passt. Ich persönlich mag vor allem die Auftragskarten. Jede Karte zeigt einen anderen Käse und zu jedem Käse steht eine kleine Zeile dabei. Zwar ist diese für den Spielablauf völlig unwichtig, aber es trägt auch zum Spielgefühl bei.
Taktisch hat das Spiel eine Menge zu bieten. Der Umstand, dass gewisse Spielfiguren bereits in der Folgerunde wieder zurückgenommen und neu eingesetzt werden können, andere erst nach einer oder zwei weiteren Runden, gefällt mir gut. Dies erfordert eine Menge Planung. Überhaupt ist Planung hier alles. Welche Figuren habe ich wann zur Verfügung? Welchen Käse kann ich im aktuellen Segment liefern und welche Vorteile bringt mir das? Neue Ressourcen nehmen oder nicht, und wenn, wie viele?
Ich habe auch immer mal wieder alle Figuren so eingesetzt, dass ich eine Runde lang gar keine Aktion machen konnte. Das kann man ein paar Mal, aber nicht zu oft machen. Es lohnt sich, mit dieser Taktik zu jonglieren.
Was bleibt, sind Fragen über Fragen in Bezug auf die vermeintlich gute Strategie, die man sich permanent stellen muss. Darüber hinaus ist es ratsam, immer auch den Spielplan im Blick zu behalten. Welcher Sektor kommt als Nächstes und welcher nicht so schnell? Auch das muss in die persönliche Planung mit einbezogen werden. Und dann ist da ja noch die Schlusswertung – im Spiel ein kleiner Nebenschauplatz, aber am Ende einer mit grosser Wirkung.
Es wird bei der Schlusswertung unter anderem die Anzahl eingesetzter Früchte mit der Anzahl eingesetzter Marmeladen multipliziert. Das bedeutet, hier immer schön im Gleichgewicht bleiben, denn 3×3 ist mehr als 1×5 oder gar 0x6, wenn man von sechs gesammelten Früchten ausgeht, die, wenn man sie gar nicht einsetzt, fast gar keine Punkte bringen.
Ein weiteres Puzzleteilchen im Spiel und in der Wertung sind die Auftragskarten. Für diese gibt es, je nach Anzahl, ebenfalls noch Punkte nach dem Motto: je mehr, desto besser. Somit auch ein Aspekt, den man nicht unterschätzen darf.
Zu guter Letzt ist da noch unser persönliches Spielertableau. Hier lassen sich zusätzliche Wertungsmöglichkeiten freispielen, was ebenfalls wieder in die eigene Strategie und Planung von Runde zu Runde einfliessen muss. Alles in allem also eine gute Portion kleiner Zahnräder, die zusammen wie ein Uhrwerk funktionieren müssen, will man am Ende die Partie Fromage erfolgreich für sich entscheiden.
Tipp: Immer auch den Vorrat an verbleibenden Käsestücken bei den Mitspielenden im Auge behalten. Mir ist es ein paarmal passiert, dass das Spielende für mich sehr überraschend kam.
Variabilität
Noch kurz ein Wort zur Variabilität. Der Spielplan kann für jede Partie neu zusammengesetzt werden. Auch die „Einschieber“ sind variabel und bieten mehrere Kombinationsmöglichkeiten. So werden diese auch dazu verwendet, die Einsetzmöglichkeiten an die Zahl der Mitspielenden anzupassen, sodass immer ein gewisser Mangel an freien Plätzen auf dem Spielplan herrscht.
Wer noch mehr Abwechslung und/oder Herausforderung sucht, der kann die Gebäudeplättchen, die auf den Spielertableaus aufgedruckt sind, ersetzen durch Gebäudeplättchen, die vor einer Partie per Drafting ausgewählt werden.
Das Solo-Spiel
Ich wollte es probieren. Mal wieder. Aber ich finde absolut kein Gefallen daran, ein „Gesellschaft“sspiel allein zu spielen. Hier fehlt mir alles, was ein Spiel mit Freunden an Gemütlichkeit und Atmosphäre mitbringen kann. Daher habe ich auch hier mein Vorhaben wieder verworfen und Fromage nicht solo gespielt.
Kritikpunkte
Die Gebäudemarker gibt es in zwei Grössen. Die Grösseren sind gerade noch OK, aber die kleinen Marker sind schon ein wenig fummelig.
Der zweite Kritikpunkt ist rein thematischer Natur und völlig irrelevant. Dennoch stelle ich mir die Frage, warum in einem Spiel mit und über französischen Käse eine Auftragskarte mit einem Schweizer Emmentaler dabei ist. Dabei gibt es doch noch genug Auswahl in Frankreich.
Fazit
Worker-Placement, Set-Collection und Ressourcen-Management in einem. Fromage macht vieles richtig für Fans dieses Genres. Mir hat es nicht nur wegen des Themas gut gefallen, sondern auch wegen der kurzen Spielzüge, der geringen Downtime und der strategischen Tiefe. Ja, es gibt komplexere Kennerspiele, aber Fromage bietet mehr als es auf den ersten Blick den Anschein macht.
Fromage ist perfekt für alle, die Worker-Placement mit taktischer Tiefe und kurzer Spielzeit schätzen. Wer gern plant und den Überblick behält, wird hier glücklich – wer schnelle, lockere Partien sucht, eher weniger.
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Schaut doch mal bei den lieben Kollegen vom Beeple-Netzwerk nach. Vielleicht findet ihr unter www.beeple.de noch die eine oder andere Meinung zu diesem Spiel.
Alternativ könnt ihr immer gerne auch auf unserem und auf dem Discord-Server vom Beeple-Netzwerk nach weiteren Meinungen suchen.
© 04.12.2025 Abbildungen der Spiele und Regelauszüge ©R2I, Asmodee // Fotos: © Oliver Sack
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