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Kippelino, im Titel dieses Spiels stecken zwei Bedeutungen. Zuerst einmal deutet die erste Worthälfte auf etwas wackeliges, kippeliges, also etwas mit Geschicklichkeit hin. Die Endsilbe „-lino“ assoziieren wir Spieler sofort mit einem Kinderspiel. Somit haben wir es hier offensichtlich mit einem Geschicklichkeitsspiel für Kinder zu tun, oder? Nicht ganz! Kippelino ist mehr als nur ein reines Kinderspiel, auch wenn der Zusatz „Balance & Feinmotorik“ vielen Erwachsenen ein Schaudern ins Gesicht zaubert. Leidenschaftlich grobmotorische Väter wissen was ich meine. Aber Spaß beiseite, Kippelino ist für die ganze Familie oder nur für Kinder oder auch für reine Ü30 Gruppen. Kurz Spielspaß für alle – sogar solo.
Name: Kippelino
für 1-4 Spieler, ab 5 Jahren
Autor: Reinhard Staupe
Grafik: Oliver Freudenreich
Verlag: NSV
Spieldauer: 10-15 Minuten
Platzbedarf: gering
Um was geht‘s bei Kippelino?
Alle errichten gemeinsam ein Baumhaus, immer höher, Stufe um Stufe. Und da die Pläne der Architekten-Raben unbedingt eingehalten werden müssen, wird das Ganze ziemlich schnell ziemlich wackelig. Ihr schafft es, wenn ihr einen kühlen Kopf und ein ruhiges Händchen bewahrt!
Balance und Feinmotorik – ein großartiges Bauspiel für Kinder und Erwachsene!
Quelle: www.nsv.de
So spielt man Kippelino
Am Anfang steht, wie bei jeder guten Baustelle, der Bauplatz. Auf dieser Startkarte werden dann noch zwei Holzscheiben gelegt, fertig. Schon kann es losgehen. Vom verdeckten Stapel der Baukarten, zieht der aktive Spieler die oberste und schaut sich diese an. Darauf befinden sich vier Farbkreise, die die mögliche Position zweier Holzscheiben markieren. Welche beiden Farbkreise verwendet werden müssen, gibt die jetzt oberste Karte des Nachziehstapels vor.
Nun legt der aktive Spieler die neu gezogene Karte auf die beiden Holzscheiben, oben auf dem entstehenden Bauwerk und platziert anschließend zwei Holzscheiben auf die vorgegebene Markierung. Man darf aber auch erst die beiden Holzscheiben auf die neue Karte legen und dann alles auf das Bauwerk balancieren, das ist ausdrücklich erlaubt. Dabei sollte die neue Karte im Idealfall nur auf den bereits liegenden Holzscheiben aufliegen. Berührt die neue Karte mit einer Ecke/Kante eine darunter liegende Karte, ist das OK und nicht weiters schlimm. Berührt eine Karte jedoch die Bodenplatte oder den Tisch, gilt der Bau als eingestürzt. Eine sehr wackelige Angelegenheit.
Hält die Konstruktion und keine Karte berührt Boden- oder Tischplatte, ist der nächste Spieler an der Reihe und legt seinerseits eine Karte und zwei Holzscheiben auf das entstehende Konstrukt. Das geht so lange, bis ein Spieler Pech hat und die Konstruktion während seines Spielzugs einstürzt. Dann haben ALLE verloren, denn Ziel ist es, gemeinsam alle 12 Karten regelkonform zu verbauen.
Spielvarianten
Solo: einfach, regelkonform, so hoch wie möglich bauen.
Kompetitiv: Es wird ausgelost wer beginnt und anschließend reihum nach oben gebaut. Wer den Turm zum Einsturz bringt, hat den Durchgang verloren.
Unsere Eindrücke
Erwähnenswert ist zuerst einmal das Material. Die Karten sind dicker als gewöhnliche Spielkarten und super stabil. Die Illustrationen sind sehr gelungen und mit viel Liebe zum Detail.
Memo an Franz: Petra hätte immer noch gerne die XXL Variante aus Essen, falls ihr sie nicht mehr benötigt. Wir würden sie auch abholen.
Wie schon in der Einleitung erwähnt, macht das kleine Spielchen nicht nur in Kinderrunden Spaß. Wir haben es auch immer wieder als Aufwärmer und/oder Absacker bei unseren Spieleabenden dabei.
Kniffelig an Kippelino ist, dass man sich sehr schnell einmal verschätzt und die Hebelwirkungen völlig falsch einschätzt. All zu oft wird nämlich vergessen, dass man das Gesamtkonstrukt betrachten sollte und nicht nur das oberste Kärtchen. Aber das sagen einem die Mitspieler ohnehin dauernd. Viel schwieriger ist es da manchmal schon, möglichst mit ruhiger Hand die Karten aufzulegen. Eine Herausforderung, bei der sich besonders Kinder deutlich leichter tun.
Apropos Kinder, hier haben wir mal speziell bei fünfjährigen darauf geachtet, wie sie vorgehen. Während ältere immer das Bauwerk als Ganzes betrachten bevor sie eine neue Ebene bauen, leben die kleineren Baumeister eher nur für den Moment. Das bedeutet, sie legen eine neue Ebene auf, ohne sich dabei zu viele Gedanken über die gesamte Statik zu machen. Diese Herangehensweise ist zwar eher unbedarft, aber lustiger Weise nicht weniger erfolgreich.
Unser Fazit zu Kippelino
Großer Spielspaß in kleiner Box. Was einfach klingt und einfach ausschaut, hat es ganz schön in sich. Recht schnell merkt man, dass es gar nichts einfach ist, eine Ebene nach der anderen in die Höhe zu bauen. Statik, Schwerkraft und Feingefühl machen einem sehr schnell einen Strich durch die Rechnung.
Erkenntnis: Das Verhältnis von Alter zu feinmotorischer Fähigkeit, ist keinesfalls eine Konstante. Oder, Schwerkraft ist auch doof.
© 06.02.2020 Oliver Sack
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Abbildungen der Spiele und Regelauszüge ©NSV / Fotos: © Oliver Sack
Dies ist keine Werbung, dies ist eine rein sachliche Meinungsäußerung zu einem Produkt.
Der Einfachheit halber, verwende ich die maskuline Schreibweise in meinen Texten. Wenn ich von „Spieler“ schreibe, meine ich natürlich immer auch „Spielerinnen“ bzw. „Spieler m/w/d“