Titelbild zu Artischocken

Lesezeit: 8 Minuten

Artischocken – ein Gemüse, das ich sehr gerne esse und seit Kurzem dennoch ein wenig hasse! Wie kann das sein? Nun, solange die Artischocke am Stück frisch gekocht auf den Tisch kommt und mit einer schönen Vinaigrette veredelt und verputz wird, ist alles OK. Kommen Artischocken mit anderem Gemüse als Kartenspiel auf den Tisch, vergesse ich schon mal die gute Kinderstube. Dieses kleine, einfache und schnelle Kartenspiel hat mich in letzter Zeit wirklich sehr „geärgert“. Aber vielleicht hab ich nur noch nicht die gute Strategie gefunden – wenn es denn eine gibt. Egal, auch wenn ich meist verliere, genieße ich die gute Stimmung am heimischen Küchentisch, wenn Artischocken von Amigo-Spiele auf den Tisch kommen. Ein, zwei, drei Runden gehen immer. Gute Laune inklusive.

Artischocken - Amigo

Name: Artischocken

Für 2-4 Personen, ab 10 Jahren

Autorin: Emma Larkins

Illustrationen: Bonnie Pang

Verlag: Amigo Spiele

Spieldauer: ca. 15 Minuten

Platzbedarf: gering

Verlagstext

Weg mit den Artischocken! Das ist das Ziel dieses knackigen Kartenspiels. Hierfür muss man seinen Vorrat mit anderen Gemüsesorten auffüllen, um mit ihrer Hilfe die eigenen Artischocken auf den Kompost zu befördern. Oder aber man versucht, sie doch lieber einem Mitspieler unterzujubeln. Wer es schafft, beim Nachziehen der eigenen Gemüsekarten keine Artischocke mehr auf die Hand zu bekommen, gewinnt.

Quelle: www.amigo-spiele.de

Hintergrundinformation zu Artischocken

Ursprünglich erschien Artischocken 2020 bei Gamewright unter dem Namen „Abandon All Artichokes“ und wurde jetzt von Amigo-Spiele lokalisiert. Die Illustrationen von Bonnie Pang  wurden dabei fast unverändert übernommen. Das brachte uns auch eher zufällig zu der Frage, wie und wo „entdeckt“ man eigentlich ein Spiel? Diese Frage haben wir im Bezug auf Artischocken direkt an Christian Hildenbrand von der Spiele-Redaktion bei Amigo gestellt. Hier die O-Ton-Antwort von Christian. Investigativ und unzensiert.

Die „Artischocken“ haben wir von Gamewright auf der New York Toy Fair 2020 gezeigt bekommen. Mit dem US-amerikanischen Verlag arbeiten wir seit über 20 Jahren zusammen, treffen uns regelmäßig auf verschiedensten Veranstaltungen. Dadurch weiß Gamewright, was bei uns gut ins Programm passen könnte – und so kommt es eben zur Präsentation solcher Spiele. Wir hatten das Glück, gleich in der Woche darauf in einer Redaktionsklausur das Spiel für einige Partien auf den Tisch zu bringen. Wir waren von Anfang an überzeugt und wussten: Das wollen wir bei uns haben. Die Entscheidung wurde dann auch ganz schnell getroffen.

Ganz allgemein hält die Redaktion aber überall die Augen offen. Wir sind auf vielen Autorentreffen und verschiedensten Spieleveranstaltungen, auf denen Neuheiten und Prototypen präsentiert werden. Und dabei hilft es, dass zu vielen Verlagen und Autoren über all die Jahre freundschaftliche Verhältnisse aufgebaut wurden. Schließlich soll eine Zusammenarbeit auch beiden Seiten Spaß machen.

Ganz interessant wurden in den letzten Jahren auch die verschiedenen Crowdfunding-Plattformen. Hier finden sich immer wieder kleine Rohdiamanten von Eigenverlegern, Kleinstverlagen oder schlicht Spiele-Visionären, die zumindest einen zweiten Blick wert sind. Grob geschätzt habe ich mir dadurch 300-400 Crowdfunding-Kampagnen im letzten Jahr genauer angesehen.

Vielen Dank Christian für diesen kurzen, interessanten Einblick.

So spielt man Artischocken

Artischocken KartenhandJeder, der Deckbuilding Spiele kennt, weiß sofort, wie alles funktioniert. Wir starten mit 10 Karten, allesamt Artischocken. Davon nehmen wir 5 auf die Hand, die restlichen 5 bilden unseren Nachziehstapel. Die übrigen (Gemüse-)Karten werden als allgemeiner Nachziehstapel gemischt und bereitgelegt. Von diesem Gemüsestapel bilden 5 Karten den Markt, die allgemeine offene Auslage. Zack! Und schon ist man startklar.

Was dann kommt, ist recht einfach. Wer am Zug ist, nimmt eine der offenen Karten auf die Hand und darf anschließend beliebig viele Karten aus der eigenen Hand ausspielen und die zugehörigen Aktionen ausführen. Ziel ist es dabei, möglichst viele Artischocken aus dem eigenen Bestand loszuwerden. Nicht alle, aber viele! Kann oder will man keine Karten mehr aus der Hand spielen, endet der Spielzug. Dann werden alle Handkarten und die ausgespielten Karten abgelegt und die Kartenhand wieder auf 5 Karten aufgefüllt. Hat man jetzt in dieser Phase keine Artischocken mehr auf der Hand, endet das Spiel sofort und man hat gewonnen.

Ganz einfach? Nicht ganz. Jede Gemüseart außer der Artischocke hat eine Funktion. Diese kann man beim Ausspielen nutzen, um eigene Artischocken zu kompostieren, aus dem Spiel zu nehmen. So kann man sein Deck ausdünnen und die Siegwahrscheinlichkeit steigern. Es gibt auch Karten, die Tauschaktionen ermöglichen, um den Mitspielern Artischocken unterzujubeln und selbst vielleicht keine zusätzliche zu bekommen. Die Aktionen der unterschiedlichen Gemüsesorten sind vielfältig. Eine gute Kombination und der clevere Einsatz der Aktionen sind neben Kartenglück der Schlüssel zum Ziel.

Unser Spielgefühl

Ich weiß nicht warum, aber viele Partien habe ich noch nicht gewonnen. Dennoch gefällt mir Artischocken ebenso gut wie meiner Frau und meinem Sohn. Aber auch andere Mitspieler bescheinigen dem Spiel einen guten Unterhaltungswert. (Und, auch da verliere ich meist.)

Etwas stark schätzen wir die „Kartoffeln“ ein, aber auch „Karotten“ haben es in sich. Während man mit einer „Kartoffel“ eine Artischocke kompostieren darf, bietet die „Karotte“ diesen Vorteil gleich doppelt. Da alle Gemüsesorten insgesamt nur je 6x vorhanden sind, hat sich das mit den „Kartoffeln“ zwar meist schnell erledigt, aber wenn man mal zwei oder drei in seinem Deck hat, ist das schon die halbe Miete. Sehr schnell verschwinden daher die „Kartoffeln“ und „Karotten“ aus der offenen Auslage. Das mächtige an den „Kartoffeln“ ist, dass sie nach dem Ausspielen im eigenen Deck verbleiben, also erneut genutzt werden können. „Karotten“ hingegen werden einmalig und zusammen mit „Artischocken“ sofort kompostiert werden. Somit gibt es gefühlt weniger „Karotten“ im Spiel. Allerdings sind „Karotten“ gegen Ende einer Partie nicht mehr so stark wie am Anfang.

Ein weiteres starkes Gemüse ist der „Brokkoli“. Da man hierfür aber immer mindestens drei „Artischocken“ auf der Hand haben muss, um eine davon zu kompostieren, ist auch der „Brokkoli“ zu Spielbeginn stärker als gegen Ende.

Alle anderen Gemüsesorten hingegen liegen oft lange und werden eher aus Verlegenheit genommen. Quasi 2. Wahl Gemüse. Wenn schon keine „Kartoffel“ oder „Karotte“ ausliegt, nehme ich eben eine „Zwiebel“. Zwar ist so eine „Zwiebel“ im eigenen Deck ganz hilfreich, aber nicht, wenn man sie selbst aufnimmt. „Zwiebeln“ müssen immer verschenkt werden, wenn sie aus dem Markt aufgenommen werden. Es ist also egal, was man nimmt, alles hat Vor- und Nachteile.

Da es mir aber dennoch Spaß macht und Artischocken schnell gespielt wird, nenne ich es schon liebevoll „Gemüse Dominion“, wenn mich jemand fragt, wie es funktioniert, oder „Gemüse Bingo“, wenn ich die Family frage, mitzuspielen. Apropos Dominion, entgegen dem Godfather of Deckbuilding, liegt den Artischocken ein Spielertableau bei, der jedoch für Dominion-Kenner eher ungewohnt ist. Wir alle sind es doch gewohnt, links den persönlichen Nachziehstapel zu haben, vor sich die Auslage (Ausspielbereich) und rechts den Ablagestapel. Hier bei Artischocken ist es ungewohnt anders herum. Fällt das nur mir auf? Macht es ein Linkshänder ohnehin anders? Ich habe jedenfalls kein anderes Spiel im Sinn, bei dem der Nachziehstapel links von mir vorgesehen ist. Völlig irrelevantes Detail wird der eine oder andere jetzt denken, aber ohne Witz, das hat mich echt schon beschäftigt. Aber ja, völlig unwichtig und egal. Kann ja jeder machen wieder will. Aber irgendetwas muss ich ja anprangern.

Unser Fazit zu Artischocken

Lustiges, schnell gespieltes Kartenspiel mit einfachem Deckbuilding-Mechanismus. Ideal für zwischendurch, als Aufwärmer oder Absacker. Witzige Grafiken, vielleicht etwas viel Text, aber übersichtliche Regeln. So muss ein kleines Kartenspiel für die Hosentasche sein. Das hat Amigo echt drauf. Artischocken kommt 2021 definitiv auf unsere Top-10-Liste für Kartenspiele.

© 08.03.2021 Oliver Sack

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Abbildungen der Spiele und Regelauszüge ©AMIGOspiele / Fotos: © Oliver Sack
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