Titelbild Freshwater

Lesezeit: 8 Minuten

Freshwater Fly – Fliegenfischen, die unbestrittene Königsdisziplin beim Sportfischen kommt jetzt als Brettspiel auf unsere Tische. Doch kann das gut sein? Kann ein so offensichtlich thematisches Spiel seinem Thema auch gerecht werden? Diese Fragen hab ich mir als passionierter Ex-Angler auch gestellt. Und da das Fliegenfischen schon immer eine große Faszination auf mich ausübt, konnte ich nicht andres, als einen Blick auf Freshwater Fly zu werfen. Zwar bin ich als Angel-Fan hier sicherlich nicht ganz unvoreingenommen, aber egal. Ich wollte das Spiel, welches ursprünglich als Kickstarter vertrieben wurde, unbedingt kennenlernen und spielen.

Freshwater Fly in Essen 2019

Name: Freshwater Fly

Für 1 bis 4 Spieler, ab 12 Jahren

Autor: Brian Suhre

Grafik: Darryl T. Jones

Verlag: Bellwether Games

Lokalisation in D: Spielefaible

Spieldauer: 40-90 Minuten

Platzbedarf: ca. 100x80cm

Das schreibt der Verlag

Du kommst an einen reißenden Gebirgsbach voller Fische, ausgerüstet mit einer Fliegenrute, einer Rolle und einer Sammlung Köder. Gelingt es dir, die Strömung richtig einzuschätzen, die Schnur präzise zu werfen, die Fliege perfekt auf der Wasseroberfläche treiben zu lassen und so den besten Fang einzuholen?

Das Spiel ist leicht zu spielen: Du bedienst dich aus einem Pool an Würfeln, führst eine entsprechende Aktion aus und versuchst deine Chancen durch den Einsatz von Bonusaktionen zu erhöhen. Das Einholen des Fangs funktioniert auf deinem eigenen Spieler-Tableau in Form eines innovativen Rondell-Mechanismus mit einer drehbaren Kurbel.

Gewinnen kann nur, wer eine clevere Strategie verfolgt, knifflige Aufgaben löst und die besten Karten-Kombinationen sammelt. Bist du bereit, deine Finesse im Fliegenfischen zu demonstrieren und den Fang des Tages zu machen?

Quelle: www.spielefaible.de

Spielablauf

Freshwater Fly ist genau genommen ein Angel-Simulationsspiel, welches durch einsetzen von Würfel gesteuert wird. So kurz und knapp lässt es sich tatsächlich beschreiben, auch wenn es so sehr trocken klingt. Daher möchte ich doch etwas genauer auf den Spielablauf eingehen, ohne dabei alle Details zu beschreiben.

Vorweg möchte ich aber auch darauf hinweisen, dass die Spielregeln den Eindruck erwecken könnten, es würde sich um ein sehr kompliziertes Spiel handeln. Dem ist aber nicht so. Bereits nach wenigen Runden während der ersten Partie, wird der Ablauf klar. Außerdem ist am Spielablauf auch einiges einfach nur logisch, was einfach auch am Thema liegt. Die Spielregeln sind schlicht sehr ausführlich und mit reichlich Beispielen versehen. Doch zurück zum Spiel.

Die Angeltour beginnt

Freshwater Fly SpielszeneZu Beginn einer Runde werden die Würfel, entsprechend der Teilnehmerzahl, geworfen. Pro Spielzug darf der jeweils aktive Spieler dann einen dieser Würfel für sich nutzen.

Jeder Spieler hat vor sich ein individuelles Tableau, auf dem die Rolle der Angelrute sowie diverse Bonus- und Aktionsfelder abgebildet sind (siehe Bild unten). Auf der rechten Seite wird der jeweils gewählte Köder angelegt.

Das Spielfeld in der Tischmitte stellt ein Gewässer dar, in dem sich die Fische nur so tummeln. Sechs Spalten, mit zwei oder drei Fischen bilden das zentrale Element. Hier entscheidet sich der aktive Spieler, auf welche Fischkarte, in der gewählten Spalte (abhängig von der Augenzahl des gewählten Würfels) er aktuell seinen Köder (Fliege, im Fachjargon „Nymphe“) auswerfen will. Anschließend wird geprüft, ob einer der Marker (Insektenlarven) im Flussbett, unterhalb der gewählten Spalte dieselbe Farbe hat wie die eingesetzte Fliege. Stimmt die Farbe überein, kann er versuchen, dem Fisch zu fangen.

Der Fangversuch

Stimmen die Farbe von Marker und Fliege nicht überein, treibt die Fliege flussabwärts, wo wieder die Farbübereinstimmung geprüft wird. Stimmen die Farben dort wieder nicht überein, treibt die Fliege noch ein letztes Mal. Klappt es dann wieder nicht, ist der Spielzug beendet. Der Fangversuch war nicht erfolgreich.

Stimmen aber die Farben von Fliege und Marker überein, kann ein Fangversuch unternommen werden. Dazu werden vier Fangkarten gemischt, von denen nur eine den Erfolg darstellt. Im ersten Versuch darf der aktive Spieler, der gerade einen Fisch fangen will, zwei dieser Karten verdeckt ziehen. Ist eine der gezogenen Karten die Erfolgskarte, ist der Fisch an der Angel. Wenn nicht, treibt die Fliege eine Spalte flussabwärts. Bevor jetzt eine weitere Fangkarte gezogen wird, muss überprüft werden, ob einer der Marker im Flussbett die richtige Farbe hat. Stimmt die Farbe, wird eine weitere Fangkarte gezogen. Klappt es wieder nicht, wird die Prozedur noch ein Mal wiederholt.

Den Fang einholen

Freshwater SpielertableauHat man einen Fisch an der Angel, kann eigentlich nichts mehr passieren. Anders als im echten Anglerleben kann man seinen Fang nämlich nicht mehr verlieren.

Die Fischkarte wird vom Spielfeld genommen, umgedreht und an das eigene Spielertableau angelegt. Jetzt wird auch sichtbar, wie viele Punkte der Fang einbringt und wie viel Kraft für das Anlanden benötigt wird. In welchem der drei Bereiche des Spielertableaus die Karte angelegt wird, gibt das Symbol auf der Karte vor. Dabei gilt, je weiter Rechtsmeinung Karte angelegt werden muss, desto länger und schwieriger wird es, den Fisch aus dem Wasser zu ziehen.

Gleichzeitig wird der passende Marker aus dem Flussbett genommen und in die Kurbel der Rolle auf dem Tableau gelegt.

Ab dem nächsten Spielzug beginnt jetzt das Einholen des Fangs. Wieder nimmt man sich einen Würfel um mit dessen Augenzahl die Kurbel Feld um Feld zu drehen, bis diese eine Umdrehung vollendet hat. Nach jeder vollen Umdrehung wandert der Fisch ein Feld weiter nach links und wenn dieser ganz vom Tableau gezogen wird, gilt der Fisch (endlich) als gefangen. Meist wird man jedoch nicht innerhalb eines Spielzuges die Kurbel komplett drehen können, was aber nicht weiters schlimm ist. Je nachdem, auf welchem Feld die Kurbel am Ende des Spielzugs steht, wird noch eine Bonusaktion ausgeführt.

Die Finesse

Wie im echten Anglerleben wird man mit der Zeit immer besser in seinem Hobby. Dies wird hier dargestellt durch die so genannte „Finesse“. Diese kann genutzt werden, um einzelne Aktionen zu verbessern umso schneller an seine Beute zu kommen. Die Finesse ist eine Art Bonusaktion und kann jederzeit eingesetzt werden im eigenen Spielzug.

Spielende

Das Spiel endet nach der Runde, in der ein Spieler sieben Fische gefangen hat. Dann erfolgt eine Schlusswertung und es gewinnt, wer die meisten Punkte hat. Gewertet werden dabei die Punkte der gefangenen Fische sowie diverse, individuelle Setwertungen. Letztere sind jedoch meiner Meinung nach etwas unausgewogen.

Freshwater Fly - Solo

Die Solovariante mit dem Kampagnen-Modus ist zwar nicht ganz uninteressant, allerdings wirkt diese auf mich wie eine simple Highscore-Jagd. Da ich außerdem viel lieber mit meinen Mitspielern am Tisch sitze, habe ich die Solovariante lediglich 1x angetestet. Daher möchte ich gar nicht weiters darauf eingehen, sondern verweise gleich auf den Podcast der Brettagogen – dazu aber weiter unten mehr …

Meine Eindrücke zu Freshwater Fly

An dieser Stelle schreibe ich normalerweise über meine Eindrücke zu einem Spiel. Aber diesmal ist es ausnahmsweise nicht so!
Ich durfte als Gast bei den Brettagogen (Podcast) zusammen mit Spiele-Journalist Hendrik Breuer (www.hendrikbreuer.com) und Ober-Brettagoge Nico Wagner (www.brettagoge.de) über Freshwater Fly plaudern. Hört doch mal rein. LINK:

https://brettagoge.de/127-petri-dice-teamteaching/

An dieser Stelle auch nochmals ein herzliches Dankeschön an Nico für die Einladung zum Podcasten und an Nico und Hendrik für das tolle Gespräch.

Mein persönliches Fazit zu Freshwater Fly

Thematisch ist Freshwater Fly super toll umgesetzt. Allerdings mit einem kleinen Schönheitsfehler, denn im echten Anglerleben bekommt man nicht jeden Fisch den man an der Angel hat auch wirklich aus dem Wasser. Oft verliert man seine Beute beim einholen des Köders. Dieses „Angler-Pech“ wurde leider nicht ins Spiel implementiert. Schade, denn dies würde eine gewisse Spannung ins Spiel bringen, die hier eigentlich über weite Strecken einer Partie nicht vorhanden ist.

Im Übrigen würde ich Freshwater Fly aber jederzeit und gerne mitspielen und das nicht nur weil ich gerade das Fliegenfischen für ein faszinierendes Hobby, beziehungsweise „Sport“, halte. In diesem Sinne: Petri heil.

© 06.03.2020 Oliver Sack

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Abbildungen der Spiele und Regelauszüge ©Spielefaible / Fotos: © Oliver Sack
Dies ist keine Werbung, dies ist eine rein sachliche Meinungsäußerung zu einem Produkt.


Der Einfachheit halber, verwende ich die maskuline Schreibweise in meinen Texten. Wenn ich von „Spieler“ schreibe, meine ich natürlich immer auch „Spielerinnen“ bzw. „Spieler m/w/d“