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Die Akte Gloom City – so heißt der neueste Vertreter der „Adventure Games“ Reihe von Kosmos. Die Story erinnert ein wenig an die Comics und Filme der „Sin City Reihe“, gewürzt mit einer Prise Psycho und Horror, sowie die düsteren Geschichten der „Unbestechlichen“ aus Chicago mit abgewrackten Polizisten und Detektiven. Angefixt vom Flavor Text war es geradezu meine Pflicht, unsere Adventure-Games-Truppe zusammen zu trommeln, um das Geheimnis um Die Akte Gloom City zu erforschen. Gesagt, getan, der Plan war einfach: wieder einmal drei Kapitel in Folge zu spielen, nur durch ein gemeinsames Abendessen unterbrochen. Und so machten wir uns auf den Weg in die Welt der Film-Noir – ganz in Schwarz-weiß …..
Name: Die Akte Gloom City
Für 1 bis 4 Spieler, ab 16 Jahren
Spielidee & Szenario: Phil Walker-Harding und Matthew Dunstan
Szenario: Kayleigh Anderson, Hauke Gerdes
Erzähler: Hauke Gerdes
Illustration: Maximilian Schiller, Bashar Ahmed
Cover: Volker Streese
Spieldauer: 3×90 Minuten
Platzbedarf: ca. 100 x 100 cm
Preis: ca. 15 Euro
Verlagstext
Unruhige Zeiten in Gloom City! In drei Kapiteln bekommen es die Spieler mit einem komplizierten Fall zu tun, der sie selbst in große Gefahr bringt. Wer hat die Geiseln in die verlassene Nervenheilanstalt gebracht? Nur im Team kann der Täter gefunden werden. Dafür gehen die Spieler im kooperativen Erlebnisspiel auf Spurensuche, lösen Rätsel, durchforsten mehrere Orte und treffen auf Bewohner von Gloom City. Jeder Spieler übernimmt im analogen PC-Spiel eine bestimmte Rolle. Wie die Geschichte ausgeht? Das liegt an den Spielern. Denn alle Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Mystery und Crime – ein unvergesslicher Spieleabend steht bevor!
Quelle: www.Kosmos.de
Spielablauf
Die Story beginnt wie gewohnt mit einer kleinen Einführung in die Hintergrundgeschichte und der Startaufstellung. Jeder Spieler wählt seinen Charakter samt Spielfigur und in der Tischmitte liegt die erste Karte (der Start-Ort) aus.
Die Story beginnt wie immer mit einer kleinen Einführungsgeschichte, um die Gruppe in die passende Stimmung zur Szenerie zu versetzen. Dann geht es los. Jeder Spieler wählt seinen Charakter samt Spielfigur und in der Tischmitte liegt die erste Karte, der Ort des Geschehens aus.
Jetzt sind wir schon startklar und können uns ins Abenteuer stürzen. Wir beginnen, Räume und Gegenstände zu untersuchen und zu kombinieren, sowie mögliche Zeugen und andere Personen, die wir treffen, zu befragen. Es gilt, sich zunächst einmal ein Bild des Geschehens zu machen. Das dafür verwendete System der Zahlencode-Kombinationen erspart dabei bei Verwendung der App das Nachlesen und übernimmt gleichzeitig die Spielleitung. Alternativ dazu kann man die Zahlencodes auch im Abenteuerbuch selbst nachlesen. Ein mittlerweile bewährtes System bei den Adventure Games.
Über den genauen Spiel-Ablauf haben wir HIER schon berichtet.
Unsere Eindrücke zu „Die Akte Gloom City“ (spoilerfrei!)
Die Story bei Die Akte Gloom City hat uns gleich zu Beginn des ersten Kapitels mental in die 1950er und 1960er versetzt. Das vorwiegend in Schwarz-weiß gehaltene Setting tat dazu sein Übriges. Sofort waren wir gefangen in der Story. Erste wilde Spekulationen über die zu diesem Zeitpunkt noch unbekannte Geschichte machten die Runde. Schnell wurde auch klar, warum der Kosmos Verlag das Spiel mit „ab 16 Jahren“ einstuft. Die Geschichte geht ein wenig in Mark und Bein.
Wieder hatten wir uns auch dazu entschieden, nicht mit dem Abenteuerbuch, sondern mit der App zu spielen. Eine gute Entscheidung. Probleme hatten wir mit der App keine. Den Weg, den wir eingeschlagen hatten, war immer stimmig zur App und wir hatten nie den Eindruck, dass etwas nicht stimmen oder fehlen würde.
Besonders cool fanden wir dieses Mal den Erzähler Hauke Gerdes. Er trug seinen Beitrag zur Spiel-Atmosphäre bei. Ein großes Lob an dieser Stelle sei erlaubt.
Story und Rätsel
Die Story läuft wie gewohnt sehr schlüssig und spannend über die drei Kapitel und wir hatten wieder das Gefühl, mittendrin zu sein. Wir fühlten und litten mit unseren Charakteren.
Beim Kombinieren von Gegenständen waren wir meist erfolgreich und kreativ. Letzteres führte allerdings eher zu Misserfolg als zu Erfolg. Es sei denn, es war eindeutig. Wer schon einmal einen Detektiv-Film der 1960er/70er gesehen hat, findet sich hier wieder – Stichwort: Inspektor Columbo.
Die Rätsel allgemein bei Die Akte Gloom City empfanden wir als nicht so schwer, was aber unser subjektiver Eindruck war. Das Gefühl, bei einer Aufgabe in eine Sackgasse zu rennen, hatten wir hier nur ein Mal. Dazu sei erwähnt, dass die Anzahl der Rätsel bei Die Akte Gloom City nicht so hoch ist. Hier hätten wir uns ein paar mehr gewünscht. Allerdings darf man hier nicht vergessen, dass die Adventure Games von der jeweiligen Story leben, nicht von den Rätseln! Wer lieber mehr Rätsel als Story möchte, sollte besser zu Exit-Spielen greifen.
Die Story war düster und logisch aufgebaut und wir hatten bei keiner Aktion den Eindruck, es wäre an den Haaren herbeigezogen oder gar übertrieben. Wenngleich manche Szenen einem schon einen Schauer über den Rücken laufen ließen. Gruselig. Am Ende war bei uns sogar ein wenig Mitleid mit einem der Protagonisten zu spüren.
Auffällig war, dass zu Beginn eines neuen Kapitels keine Karten/Orte vom Tisch entfernt werden müssen. Beim Übergang von Kapitel 1 auf Kapitel 2 ist das noch OK, aber wenn man Kapitel 3 spielt, wird man die Orte der ersten beiden Kapitel nicht mehr besuchen wollen/müssen. Hier wurde zumindest bei uns, einfach nur der Tisch voller. Einen Sinn fanden wir weder thematisch noch praktisch.
Spieldauer
Zeit ist wie gewohnt bei den Adventure Games eigentlich völlig irrelevant. Die Angabe von Kosmos mit 3×90 Minuten kann dabei maximal als Anhaltspunkt angesehen werden. Wir lagen deutlich drüber. Das war uns mal wieder fast egal. Aber manchmal wird einfach zu viel geredet, zu viel Text präsentiert. Das hemmt den Spielfluss und wirkte stellenweise langatmig. Besonders am Ende, als wir uns am Ziel wähnten, zog sich die Story unserer Meinung nach unnötig in die Länge. OK, es war spät, aber trotzdem hätte es nicht so lange sein müssen. Im Kino hätte ich gesagt, man will die 90 Minuten voll bekommen.
Strafen bei Irrtum/Versagen
Strafen waren diesmal gar nicht so übel, wenn man es mal genau betrachtet. Durch Strafen (hier Verletzungen/Schaden) kommen Details zu den Charakteren ans Licht, die man im weiteren Spielverlauf gezielt einsetzen konnte. Anders als bei vorangegangenen Adventure Games gibt es hier bei Die Akte Gloom City nämlich keine Charakterbeschreibungen zu Beginn der Geschichte. Man muss sich quasi seine Eigenschaften „schmerzvoll erarbeiten“. Außerdem kann man gelegentlich auch wieder Schaden/Verletzungen heilen, damit diese bei Spielende nicht negativ auf das Punktekonto schlagen.
Die App zur Akte Gloom City
Die unterstützende App (iOS) war in der vorliegenden Version (geladen am 02.04.2021) sehr gut und hilfreich. Die Hilfefunktion verwendeten wir nur ein einziges Mal, was im Nachhinein betrachtet unnötig war, hätten wir an entsprechender Stelle einfach besser zugehört beziehungsweise mitgelesen.
Der Erzähler war wie schon erwähnt, einfach wieder super! Da hört man gleich, dass der Verlag eigens für die Adventure Games Reihe professionelle Hörbuchsprecher engagiert. Dies gibt dem Ganzen ein gewisses Flair.
App (iOS) kontra Abenteuerbuch
Wie schon bei den anderen Spielen der Adventure Games Reihe haben wir bei Die Akte Gloom City vorwiegend mit der App (auf iPad12 und iPhone6) gespielt. Im Abenteuerbuch nachgelesen haben wir nicht ein einziges Mal. Die Verwendung der App war wieder sehr angenehm und verlieh unserem Spiel einen guten Fluss, wenn man von ein paar sehr langen Textpassagen absieht. Wer also die Möglichkeit hat, mit der App zu spielen, sollte dies tun. Dabei würde ich aber immer das Tablet dem Smartphone vorziehen, da am Tablet die Texte besser mitgelesen werden können. Das ist zwar grundsätzlich nicht erforderlich, aber lesen und hören bietet gewisse Vorteile, denn man nimmt so mehr Informationen auf.
Was wir nicht empfehlen
Fast schon normal bei den Adventure Games ist unser Tipp, sich wirklich die Zeit zu nehmen, das Spiel (alle drei Kapitel) am Stück durchzuspielen (dauert rund 6-7 Stunden). Das Spielerlebnis wird einen dafür belohnen. Eine Unterbrechung über Tage oder gar Wochen wird unserer Meinung nach auch bei Die Akte Gloom City nicht unbedingt funktionieren, da man in den aufeinander folgenden Kapiteln auf Erkenntnisse, Entdeckungen und Erfahrungen aus vorangegangenen Kapiteln zurückgreifen muss. Also wenn schon unterbrechen, dann maximal ein oder zwei Tage.
Tipp
Hier wiederhole ich, was ich bereits bei anderen Adventure Games geschrieben habe. Man kann es wirklich nicht oft genug erwähnen: Unbedingt, wie von der Spielregel empfohlen, Stift und Papier bereitlegen, um sich immer wieder Notizen oder auch mal Skizzen zu machen. Bei uns hat sich das mittlerweile nicht nur bei den Adventure Games mehr als bewährt. Wenn sich dann noch jemand findet, der freiwillig den Schriftführer gibt, umso besser. (Danke Simone, immer wieder gerne)
Einzelmeinungen zu „Die Akte Gloom City“
Oli
Ich habe bisher alle anderen Titel der Adventure Games Reihe gespielt und muss gestehen, dass für mich nach wie vor Die Vulkaninsel thematisch der schwächste Titel der Reihe ist und Die Monochrome AG der gefühlt bisher schwierigste. Beim Grand Hotel Abaddon hatte ich hingegen das Gefühl, dass es eine sehr einfache Geschichte ist. Nicht schwach, sondern einfach nur im Bezug auf die Rätsel. Die Akte Gloom City würde ich irgendwo in der Mitte ansiedeln. Ob es für Einsteiger in die Reihe jetzt der geeignete Titel ist, wage ich zu bezweifeln. Hier würde ich eher zu Grand Hotel Abaddon raten. Und ich bleibe bei meiner Meinung, mehr als zwei Tage Pause zwischen den Kapiteln würde ich nicht machen. Lieber am frühen Nachmittag anfangen und geradewegs durch alle Kapitel durchmarschieren. Kaffee, Kuchen und Abendessen ist Pause genug.
… Titel Nummer sechs Im Nebelreich erscheint laut Verlag im Herbst 2021. Dafür halten wir uns sicher wieder ein Samstag frei, denn der Titel macht schon wieder neugierig.
In der Adventure Games Reihe sind bisher erschienen:
Unser Tipp: spielt sie genau in der Reihenfolge, wie auf dem Bild zu sehen. (v.l.n.r.)
Viel Spaß.
© 09.04.2021 Oliver Sack – Abbildungen der Spiele und Regelauszüge ©Kosmos / Fotos: © Oliver Sack
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Der Einfachheit halber, verwende ich meist die maskuline Schreibweise in meinen Texten. Wenn ich von „Spieler“ schreibe, meine ich natürlich immer auch „Spielerinnen“ bzw. „Spieler m/w/d“
Grundsätzlich gefallen uns alle Adventure Games und wir habenauch alle bisher erschienen gespielt.
Der Rezession kann ich zustimmen.
Gloom City ist bisher am düstersten und nichts für zart beseitete Menschen.
Wir haben ziemlich schlecht abgeschnitten, weil wir stark verletzt waren. Da sehe ich im Nachhinein auch wenig um das zu umgehen.
Aber Spaß hat es trotzdem gemacht.