Cafe Barista Titel

Lesezeit: 8 Minuten

Café Barista – ein Spiel, welches thematisch bei mir eigentlich völlig deplatziert ist. Wenn bei uns zu Hause die Kaffeemaschine streikt, würde ich es nicht merken, geschweige denn vermissen. Allerdings will ich das Spiel deswegen nicht schon jetzt vorverurteilen, nur weil ich kein Kaffeetrinker bin. Es steht ja schließlich hinter jedem Spiel und seinem Setting immer auch eine Mechanik (Wenn nicht, kanns eh weg!). Da meine Frau die Sache mit dem Kaffee anders sieht, war es auch ihr Input, sich das Spiel genauer anzuschauen. Sie hat es erstmalig noch unter dem originalen Titel „Coffee Rush“ gesehen und sie fand es rein vom Zuschauen her interessant. So kam es dann jetzt auch zu uns auf den Tisch – als Begleitung zum sonntäglichen Kaffee.

Cafe Barista

Name: Café Barista

(orig.: Coffee Rush)

Für 2 bis 4 Personen, ab 8 Jahren

Autor: Euijin Han,

Illustrationen: Siwon Hwang

Verlag: Korean Boardgames

Vertrieb: Asmodee

Spieldauer: 20-60 Minuten

Platzbedarf: ca. 70x70cm

Verlagstext

Im Familienspiel Café Barista wollen viele Bestellungen gleichzeitig zubereitet werden, und wer zu lange braucht, erntet Strafkarten und schlechte Bewertungen.

Mit eurer Baristafigur sammelt ihr Zutaten für schmackhafte Kaffee- oder Teegetränke und schließt Bestellungen ab, um gute Bewertungen zu erhalten. Die Partie endet, wenn der Bestellungskartenstapel leer ist oder jemand fünf oder mehr Strafkarten gesammelt hat. Ob Caffè Latte, Espresso Doppio oder Grüner Eistee – Wer am Ende die höchste Beliebtheit als Barista genießt, gewinnt. Schließt eure Bestellungen rechtzeitig ab und beweist euch als Barista der Extraklasse!

Quelle: Asmodee

Das Spiel

Café Barista ist eine Mischung aus Set-Collection und Worker Placement. Unsere Aufgabe ist es, als Barista möglichst schnell alle anstehenden Bestellungen von unterschiedlichen Kaffeespezialitäten zu bedienen. Das ist meist gar nicht so einfach, da die Anzahl und Art der benötigten Zutaten erst noch besorgt werden müssen, denn nicht jede Kaffeespezialität besteht aus Kaffee, Milch und Zucker. Dazu kommt noch, dass es in unserem Café auch noch die eine oder andere Tee-Spezialität gibt, die ebenfalls zubereitet werden muss.

Cafe Barista SpielerJede Bestellung, die in Form einer Karte ins Spiel kommt, zeigt zwei bis vier Zutaten an, die benötigt werden, diese herzustellen. Dazu haben wir vier Runden Zeit und bekommen in der Regel pro Runde bis zu drei Zutaten, die wir den Bestellungen zuordnen können.

Spätestens nach vier Runden muss jede Bestellung erledigt sein, sonst gibt es Minuspunkte. Hat man fünf Bestellungen nicht erledigt, hat man verloren. Die Zeit drängt also.

Die Zutaten bekommen wir von einem zentralen Tableau mit einem 4×4 Raster. Dort bewegen wir unsere Spielfigur und bekommen die jeweilige Zutat in unseren Vorrat. Drei Mal dürfen wir das tun, bekommen also 3 Zutaten pro Runde. Später können wir durch Sonderaktionen und Upgrades auch mehr bekommen, denn drei Zutaten sind recht wenig.

Die gesammelten Zutaten verteilen wir dann an unsere Bestellungen. Jedoch nicht direkt, sondern über einen kleinen Umweg. Egal wie viel Bestellungen man hat, es können so immer nur maximal drei zur selben Zeit zubereitet werden.

Damit der Druck noch höher wird, werden nach jeder Runde die Bestellungen in der Prioritätsreihe verschoben. Das bedeutet, wenn eine Bestellung vier Runden lang auslag und nicht erfüllt wurde, fällt sie raus und wird zum Minuspunkt. Der Gast ist unzufrieden – das ist schlecht fürs Image. Ebenfalls in fast jeder Runde gibt es neue Bestellungen, die hinzukommen und natürlich auch erfüllt werden wollen, denn dafür gibt es ja Pluspunkte.

Die Kunst bei Café Barista ist jetzt das richtige Timing zu erwischen und das Quäntchen Glück zu haben, dass die Bestellungen nicht groß voneinander abweichen und man mit wenigen Zutaten viel erreicht. Dazu gehört auch eine gute Planung beim Bewegen der eigenen Baristafigur, um möglichst früh die benötigten Zutaten zu haben, damit man gar nicht erst in die Verlegenheit kommt, unter Druck etwas nehmen zu müssen, was man vielleicht gar nicht braucht.

So entsteht bei Café Barista nach kurzer Zeit eine interessante Dynamik. Das Spiel beschleunigt und endet abrupt im gefühlt falschen Moment.

Unsere Erfahrungen und Eindrücke

Die ersten Partien hatten wir zu zweit gespielt. Das tolle Material hat uns dabei direkt angesprochen. Zwar sind die Zutaten manchmal etwas fummelig (weil ich vielleicht ungeschickte Finger habe), aber es macht richtig Laune, die Zutaten in den kleinen Acryl-Tassen zu sammeln. Dazu kam noch ein Aha-Effekt meinerseits, da ich bisher noch nicht wusste, was es so an Kaffee-Spezialitäten gibt.

Barista MarktAber zurück zum Spiel. Die Spielregeln sind nicht sehr kompliziert und man kommt richtig schnell rein ins Spiel. Anfänglich fühlt es sich noch recht locker, einfach und überschaubar von der Taktik an. Doch je mahr Partien man spielt, desto kniffeliger wird Café Barista. Die Lernkurve in Sachen Strategie und Taktik ist sehr hoch. Gerade im Spiel zu zweit, also im direkten Duell der Baristas, merkt man, dass das Spiel keine Fehler zulässt. Ruck zuck gerät man ins Hintertreffen, was bei einem Spiel mit direktem Schlagabtausch nicht gut ist. Hat man einmal einen Fehler gemacht, kann man nur hoffen, dass der Gegner ebenfalls einmal etwas übersieht.

Partien zu viert hingegen bringen eine etwas andere Dynamik. Hier kommt es hauptsächlich darauf an, wo am Tisch man sitzt. Das haben wir gerade bei Partien mit Neu-Baristas gesehen. Diese werden durch unsere fertigen Kaffee-Spezialitäten geradezu bombardiert mit neuen Aufträgen, wodurch sie keine Chance haben, das Spiel für sich zu entscheiden. Erfahrung hat demnach einen großen Einfluss auf die Siegchancen.

Der eine oder andere wird jetzt sagen „Ja, aber da gehört doch auch Glück dazu?“ – Ja, Café Barista hat auch einen Glücksfaktor, der auch mal spielentscheidend sein kann. Es gibt Spezialitäten, für die nur zwei Zutaten benötigt werden, andere benötigen meist drei oder gar vier Zutaten. Zieht man gerade zu Beginn einer Partie ausschließlich Bestellungen mit je vier Zutaten, hat man es definitiv schwerer, seine ersten drei Kundenwünsche zu bedienen. Denn wer drei Bestellungen erledigt hat, kann einen Bonus freischalten, der einem im weiteren Spielverlauf mehr Ertrag, mehr Zutaten einbringt, was es wiederum leichter macht, Bestellungen zu erledigen, auch wenn diese dann vier Zutaten verlangen.

Am meisten in die Quere gekommen sind uns die Tee-Spezialitäten, die es ebenfalls gibt und die meist im falschen Moment auftauchen. Da hat man sich über Runden auf Kaffee eingespielt und dann taucht plötzlich eine Bestellung auf, für die Tee benötigt wird. Es gibt nur ein einziges Feld, auf dem man Tee bekommt (gilt übrigens auch für Wasser, Karamell und Schokolade), aber das Tee-Feld liegt gefühlt einfach zu weit abseits der „üblichen Sammelwege“, obwohl es auch auf dem 4×4 Raster liegt. Tee brachte uns also meist Stress oder war sogar der Grund für weniger Punkte. Zwar gibt es den Doppel-Ertrag-Bonus, aber trotzdem, Tee war uns irgendwie immer im Weg und stellte uns vor Herausforderungen. Aber so soll es ja sein. Café Barista ist schon etwas anspruchsvoll. Sonst wäre es ja langweilig.

Fazit

cafe barista 4erIch war bei Café Barista zunächst der Meinung, es handle sich um ein nettes Familienspiel mit leichten, eingängigen Regeln und nettem Material. Zwischenzeitlich bin ich jedoch der Meinung, dass es sich hier um mein gehobenes Familienspiel handelt, bei dem knallharte Taktik und eine ausgeklügelte Strategie erforderlich sind. Quasi ein Wolf im Schafspelz eines lockeren Spielchens. Zwar werde ich jetzt nicht zum Kaffee-Trinker mit Vorliebe für diverse Varianten, aber für eine Runde Café Barista bin ich jederzeit zu haben. Das Spiel hat das gewisse Extra.

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Alternativ könnt ihr immer gerne auch auf unserem und auf dem Discord-Server vom Beeple-Netzwerk nach weiteren Meinungen suchen.

© 12.04.2024 Oliver Sack – Abbildungen der Spiele und Regelauszüge ©Korea Board Games / Asmodee // Fotos: © Oliver Sack

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Der Einfachheit halber, verwende ich meist die maskuline Schreibweise in meinen Texten. Wenn ich von „Spieler“ schreibe, meine ich natürlich immer auch „Spielerinnen“ bzw. „Spieler m/w/d“


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