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Bora-Bora – ein Inselparadies in der Südsee unweit der Datumsgrenze und 2013 Titel eines Spiels von Stefan Feld, erschienen bei Alea. Nach 10 Jahren kommt nun die Neuauflage unter dem Namen Cuzco. Neuer Name, neues Spiel? Cuzco war einst die Hauptstadt des Inkareiches im heutigen Peru und liegt etwa 8511 km östlich von Bora Bora, was für das Spiel völlig irrelevant ist. Die „Chasquis“ (auch „Chaski“ genannt), die Laufboten der Inkas, die in Läuferstafetten Nachrichten durch das große Inkareich überbrachten, spielen dagegen im Spiel eine Rolle. Genauso wie der „Sapa Inka“, der Herrscher des Reiches. Doch viel mehr Inka-Kultur begegnet uns nicht in diesem doch recht kniffligen Spiel, dessen Reiz in der Suche nach der perfekten Strategie liegt, wäre da nicht der Zufall, der unweigerlich eintritt, sobald Würfel im Spiel sind. Aber gerade das macht das Spiel so herausfordernd. Ist es jetzt anders als auf Bora Bora? Nein! Es ist im Grunde dasselbe Spiel mit einem neuen Namen.
Name: Cuzco
(aka Bora-Bora, Alea, 2013)
Für 1-4 Personen, ab 14 Jahren
Autor: Stefan Feld
Illustrationen: Marek Bláha, Klemens Franz
Verlag: Queen Games
Vertrieb: Huch
Spieldauer: 60-150 Minuten
Platzbedarf: zu viert ca. 150x100cm
Verlagstext
Ihr bringt als „Chasqui“, also als Stafetten-Läufer, wichtige Informationen im Auftrag des „Sapa Inka“, des Inka Herrschers, von der Hauptstadt Cuzco aus zu den einzelnen Dörfern des Inka-Reichs „Tawantisuyu“. Wenn ihr mit eurer Spielfigur die Informationen in ein Dorf gebracht habt, erhaltet ihr als Belohnung eine Feder, zur Zierde eures Kopfschmucks. In Cuzco selbst forscht ihr an der Universität und steigert dadurch euren Status oder betreibt eine florierende Landwirtschaft. Dies alles geschieht mit Hilfe von Würfeln, die ihr möglichst überlegt auf den verschiedenen Aktionsfeldern einsetzt. Wer hier den besten Überblick behält und vorausschauend spielt, wird schlussendlich siegreich sein und das Wohlgefallen des „Sapa Inka“ auf sich vereinen können.
Quelle: Huch/Hutter Trade
Wusstest du...
2018 erschien schon einmal ein Spiel unter dem Namen CUZCO von Michael Kiesling und Wolfgang Kramer (Verlag: Super Meeple). Dies war auch eine Neuauflage. Diesmal vom Klassiker JAVA (Ravensburger) aus dem Jahr 2000. Auch hier haben sich nur Name und Setting geändert. Das Spiel an sich blieb gleich.
Das Spiel ...
… benötigt schon einmal sehr viel Platz. Folglich ist ein großer Tisch notwendig, will man das Material übersichtlich ausbreiten. Zwei große, zentrale Spielpläne, eine Kartenauslage und pro Person ein Spielertableau. Das klingt zwar nicht so viel, ist aber einiges. Dafür gibt es keine kleinen, fummeligen Teile und alles ist auch gut zu erkennen.
Gespielt werden reihum. Eine Runde ist unterteilt in drei Phasen. Phase 1: Würfel einsetzen (3x) und entsprechende Aktion(en) ausführen. Phase 2: Landschafts- und/oder Forschungsplättchen aktivieren. Phase 3: Runden Wertung.
Die einzelnen Spielpläne von Cuzco
Der größte Spielplan
stellt das Inkareich dar. Zentral die Hauptstadt Cuzco, drum herum kleine Dörfer. Auf diesem Plan bewegen wir unseren Chasqui (Läufer) von Dorf zu Dorf. Dort legen wir Wappen von unserem Spielertableau ab, um im Gegenzug bunte Federn zu erhalten, die wir an unser Tableau anlegen können. Am unteren Rand des Spielplans befindet sich noch die Aktionsleiste, auf der wir nach und nach unsere Würfel einsetzen, um entsprechende Aktionen im Spiel durchführen zu können.
Der zweite Spielplan
stellt die Hauptstadt Cuzco dar. Hier können wir an der Universität studieren, Landwirtschaft betreiben, auf dem Markt einkaufen sowie Aufträge erledigen oder auch den Tempel besuchen.
Die Kartenauslage
bietet uns die Möglichkeit, Karten zu erwerben, um diese dann im richtigen Moment währen unseres Spielzugs zu nutzen, um dadurch Vorteile zu bekommen. Aktionen wie zum Beispiel Doppelzug oder Modifikation von Würfeln machen uns dann das Leben etwas leichter und können uns schneller voranbringen.
Das Spielertableau
dient der Verwaltung unserer Ressourcen, ist Aktionsbereich und ein weiterer Spielbereich, in dem wir Aktionen ausführen können. In 12 Feldern können wir Forschungs- und Landwirtschaftsplättchen, die wir uns zuvor auf dem Cuzco-Tableau genommen haben, einsetzen. Dies ist aber nur möglich, wenn der Lagerplatz kein Wappen mehr enthält. Um diese Wappen loszuwerden, braucht es wiederum andere Aktionen, die zuvor abgehandelt werden müssen. Hat man dann einmal mehrere Forschungs- und Landschaftsplättchen gesammelt, kann je eines davon in der 2. Phase des Spiels aktiviert werden, wodurch weitere Aktionen möglich werden.
Der grobe Spiel Ablauf
Cuzco wird in sechs Runden gespielt. In jeder Runde kann man drei Würfel einsetzen, also drei Aktionen durchführen. Das heißt, nach insgesamt (nur) 18 Aktionen ist das Spiel zu Ende. Wenig Zeit, um alle Ziele zu erreichen – so viel sei verraten. Auch wenn die einzelnen Aktionen für sich genommen nicht neu sind, so bieten sie doch in ihrer Kombination viele Möglichkeiten, die eigene Strategie zu verfolgen. Allerdings ist die Auswahl der Aktionen nicht immer so, wie man es sich wünscht. Da auf ein Aktionsfeld immer nur Würfel gelegt werden dürfen, die kleiner sind als die dort bereits liegenden Würfel, kommt man schnell an den Punkt, an dem man sich von Plan A verabschieden und stattdessen auf Plan B oder C zurückgreifen muss.
Zu den möglichen Aktionen zählen unter anderem Bewegungen auf dem großen Spielplan, das Auswählen von Landwirtschafts- oder Forschungsplättchen auf dem Stadtplan, das Besuchen des Tempels oder das Werten von Bereichen auf dem eigenen Tableau. Dazu können noch Mikro-Aktionen in Abhängigkeit der Anzahl Augen des eingesetzten Würfels durchgeführt werden.
Wie all diese kleinen und großen Aktionen genau funktionieren, möchte ich hier nicht erklären. Das würde einfach zu weit führen. Aber keine Angst, Cuzco ist nicht kompliziert, nur komplex und trickreich. So wie man es von Stefan Feld gewohnt ist. Viele kleine Aktionen, die in ihrer Kombination und Abhängigkeit fein ineinandergreifen wie in einem Uhrwerk.
(M)eine Spielrunde bei Cuzco
Ich möchte euch jetzt einladen, mich bei einer 4er-Runde Cuzco zu begleiten, und ich möchte meine Gedanken mit euch teilen.
Runde 3 von 6, ich habe einen Plan, bin Startspieler und habe gewürfelt: 6-3-1. Damit starte ich in die neue Runde und entscheide mich gleich, den Würfel mit der „6“ am Tempel einzusetzen. Damit habe ich jetzt 2 Priesterfiguren im Tempel (auf Stufe 6 und Stufe 3), was mir 2×2=4 Punkte am Runden-Ende sowie ein Medaillon bringt. Außerdem konnte ich einen Mitspielenden so aus dem Tempel drängen und bekomme noch eine Feuerprobe. Bei dieser Feuerprobe nehme ich mir ein Nahrungsplättchen und eine Opfergabe (Münze), die ich eventuell in meinem letzten Zug einsetzen möchte.
Warten bis alle einmal dran waren und ich bin wieder da der Reihe. Mein Plan war eigentlich, ein blaues Landwirtschaftsplättchen zu nehmen. Das ist jetzt nicht mehr möglich, da bereits ein Würfel mit einer „1“ dort liegt. Also wechsle ich zu meinem Plan B und setze einen Würfel mit einer „3“ zur Forschungsleiste. Dort nehme ich mir dann ein Plättchen, welches mit in der 2. Phase beim Aktivieren zwei Federn bringt, denn ich habe bereits ein Forschungsplättchen mit demselben Symbol.
In meiner letzten Runde sind viele Aktionsfelder gut besucht, aber mit meiner „1“ bin ich noch recht flexibel. Ich entscheide mich, meine Chasqui-Figur zu bewegen, um ein Wappen von meinem Spielertableau auf ein Dorf auf dem großen Spielplan zu versetzen und bekomme außerdem von dort noch eine lila Feder. Da ich meine Figur in ein Dorf mit dem höchst möglichen Punktewert „7“ gezogen habe, spiele ich noch eine Aktionskarte aus, das bringt mir sofort 7 Punkte. Die dafür notwendige Opfergabe habe ich im Vorrat. So endet mein letzter Zug in der 1. Phase.
In der 2. Phase darf jeder Mitspielende genau ein blaues Landschaftsplättchen und ein oranges Forschungsplättchen aktivieren. Ich entscheide mich für das orangefarbene Plättchen mit Feder-Wahl. Da ich zwei identische Plättchen dieser Sorte habe, darf ich mir jetzt zwei Federn nehmen. Ich wähle erneut zwei lila Federn. Das beruhigt mich, denn in der 3. Phase bin ich damit sorgenfrei. Mit dem Aktivieren des blauen Landschaftsplättchens „Karte nehmen“ wähle ich eine Aktionskarte aus der Auslage, um diese später zu nutzen.
In der 3. Phase wird jetzt die Runde abgeschlossen und die Spielerreihenfolge neu festgelegt. Ich habe die zweit meisten Prestigepunkte in diesem Moment und muss daher meinen Startspieler-Marker abgeben und erhalte die Spielreihenfolge 2 stattdessen. Am Tempel habe ich die Mehrheit, bekomme vier Punkte sowie ein Medaillon. Weiter geht es am Markt. Hier kann ich jetzt ein Warenplättchen für zwei Nahrung kaufen, was mir weitere drei Punkte einbringt. Anschließend muss ich noch einen meiner drei Aufträge erfüllen. Da ich in der laufenden Runde drei lila Federn bekommen habe, kann ich den Auftrag „besitze 3 lila Federn“ problemlos abschließen, wofür ich sechs Punkte bekomme. Beim abschließenden Auswählen eines neuen Auftragsplättchens nehme ich „besitze 7 Federn“. Das dürfte in der nächsten Runde kein Problem sein, da ich aktuell schon sechs Federn besitze. Es läuft so weit recht gut. Runde 4 von 6 kann beginnen.
Unsere Eindrücke
Ich fand seinerzeit ja schon Bora-Bora sehr gut. Diese Kombiniererei auf der Suche nach dem optimalen Plan und der maximalen Punktezahl machen mir einfach immer Spaß. Ich mag solche Spiele. Daher war ich persönlich auf Cuzco auch sehr gespannt. Als ich es jedoch zum ersten Mal sah, war ich erschlagen! Erschlagen ab der schieren Größe und der Menge an Material. Die Box ist vor und nach dem Auspöppeln voll – und das ganz ohne Inlay oder Bock-Einsatz. Doch so groß Cuzco auf dem Tisch auch wirkt, so übersichtlich ist sie. Keine kleinen Details, die man übersehen könnte, kein fummeliges Spielmaterial. Dazu ist alles sehr stabil und zugegebenermaßen an der einen oder anderen Ecke etwas überdimensioniert.
Die Spielregeln sind vorbildlich gestaltet. Das gesamte Material wird erklärt und die einzelnen Spielphase sind gut strukturiert und mit Beispielen beschrieben. Ein separates Glossar ermöglicht es, jedes einzelne Plättchen oder jede einzelne Karte nachzuschlagen. Wie zuletzt bei Queen Games häufig sind alle Plättchen und Karten nummeriert, sodass ein Nachschlagen schnell und unkompliziert machbar ist und keine Informationen oder Erläuterungen mühsam gesucht oder gar gegoogelt werden müssen.
Mein Fazit
Ich mag diese Art von Spiel, wo viele kleine Aktionen möglich sind, wo man eigentlich alle machen möchte, aber nur einen Teil davon wirklich machen kann. So entsteht ein schönes Tüfteln auf der Suche nach der perfekten Taktik. Fein verschachtelte Möglichkeiten, dazu ein sauberes Regelwerk und ein schönes Design. Damit kann man mich locken. Und da mir schon Bora-Bora sehr gut gefallen hat, wurde ich auch von Cuzco nicht enttäuscht, auch wenn mir im direkten Vergleich Stefan Felds Marrakesh immer noch besser gefällt.
Mit Cuzco hat Queen Games wieder ein Spiel in der Stefan Feld City Collection, das man sich bei Gelegenheit mal anschauen sollte, wenn man wie ich genau solche Spiele mag. Das opulent ausgestattete Spiel ist zudem ein echter Hingucker auf dem Spieltisch. Damit geht die City-Collection in die nächste Runde. Game night tested and approved.
Euch ist eine Meinung nicht genug?
Schaut doch mal bei den lieben Kollegen vom Beeple-Netzwerk nach. Vielleicht findet ihr unter www.beeple.de noch die eine oder andere Meinung zu diesem Spiel.
Alternativ könnt ihr immer gerne auch auf unserem und auf dem Discord-Server vom Beeple-Netzwerk nach weiteren Meinungen suchen.
© 21.03.2024 Oliver Sack – Abbildungen der Spiele und Regelauszüge ©Queen Games / Fotos: © Oliver Sack
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