Moorland Titel

Lesezeit: 8 Minuten

Abstrakte Spiele mit einem guten Mechanismus und schönem Thema schauen wir uns immer gerne an. Wenn dazu noch ein gewisser Anspruch bei Strategie und Taktik dazu kommt, werden wir hellhörig. Die Krönung ist dann nur noch das Material. Haptisch, wenig Kunststoff und nicht zu fummelig. All das haben wir in Moorland entdeckt. Von Anfang an hat uns dieses Spiel begeistert und gefordert.

Auch wenn es „nett“ und harmlos ausschaut, so verbirgt sich dahinter doch ein knallharter Brocken für die grauen Zellen. Hier plant man kurz- und langfristig, das bedeutet, mit jedem Zug, den man macht, muss man immer auch das Ende der Partie im Auge behalten und seine Spielweise entsprechend anpassen. Wann kommt der Wendepunkt in der Partie? Wann muss ich umdenken? In der Wirtschaft würde man sagen, wann kommt der Break-even-Point? – Verpasst man diesen, wird es am Ende bitter!

Moorland Box Shot

Name: Moorland

Für 2 bis 4 Personen, ab 10 Jahren

Autor: Steffen Bogen

Illustration: Annika Heller

Verlag: Deep Print Games

Vertrieb: Pegasusspiele

Spieldauer: 45-60 Minuten

Platzbedarf: ca 80×100 cm

Verlagstext

Die ersten Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg durch lichte Nebelschwaden, die noch immer über dem Hochmoor liegen. Auf schwankendem Untergrund wiegen sich uralte Bäume im Wind. Hier ist nicht nur der Lebensraum für hoch spezialisierte Tier- und Pflanzenarten, sondern vor allem ein unvergleichlich bedeutsamer Ort für unser Klima.

In Moorland erwecken die Spielenden ihr eigenes Moor zum Leben, indem sie dort seltene Pflanzen- und Tierarten ansiedeln. Aus Wasserwegen erschaffen sie ein cleveres Netzwerk, um ihre Pflanzenmarker an die richtigen Stellen zu „schwemmen“. Denn nur so können sie die passenden Karten in ihr Moor spielen und über die Moore ihrer Mitspielenden triumphieren.

Mit dem Kauf dieses Spiels unterstützen die Spielenden Umweltprojekte rund um den Globus.

Quelle: www.pegasus.de

Das Spiel

Unsere Aufgabe ist es, unsere Spielfläche innerhalb von 12 Runden in eine artenreiche Moorlandschaft zu verwandeln. Zusätzliche Punkte gibt es noch für Tierpaare, Wasserläufer und den längsten Wasserweg auf der eigenen Spielfläche.

Wir starten alle mit derselben Anordnung unserer vier Spielfeldteile. Darauf abgebildet ist jeweils eine Moorlandschaft sowie drei leere Felder, auf die wir Landschaftskärtchen legen, um das Moor zu gestalten.

Rundenbegin

Zu Beginn einer Runde nehmen wir reihum ein Moorkärtchen aus der allgemeinen Auslage und legen dies vor uns bereit. Anschließend dürfen wir uns noch Samen einer bestimmten Sorte nehmen. Beides wechselt nach jeder Runde. Wie viele Samen einer Sorte wir nehmen dürfen, liegt an uns. Je nachdem, auf welchem freien „Bauplatz“ wir diese ablegen wollen, dürfen wir 1-3 Samen einer Sorte nehmen. Jeder freie „Bauplatz“ bietet dabei Platz für 6 Samen-Marker.

So geht’s weiter

Moorland SzeneNachdem wir so unsere Samen platziert haben, prüfen wir, ob wir das zuvor genommene Moorkärtchen auf unsere Spielfläche legen können oder für später lagern wollen. Entscheiden wir uns, das Kärtchen zu platzieren, so müssen mindestens die auf dem Kärtchen abgebildeten Samen auf dem gewählten „Bauplatz“ vorhanden sein. Ist dies der Fall, nehmen wir alle Samen vom „Bauplatz“ und legen dort dann unsere Moorkarte aus. Jetzt werden alle Samen, die auf diesem „Bauplatz“ waren, entlang der Wasserwege beliebig weitergeschwemmt, bis sie auf einem anderen „Bauplatz“ am Ende eines Wasserweges abgelegt werden können.

Dort warten sie, bis wiederum an dieser Stelle ein Moorkärtchen gelegt wird. Zeigt die soeben gelegte Moorkarte einen verwurzelten Samen, darf ein Samen dort liegen bleiben und wird nicht weggeschwemmt. Dieser Samen ist dann bis zum Spielende dort blockiert und kann nicht mehr verwendet werden. Allerdings bringt er dann auch keine Minuspunkte mehr. Gelegentlich zeigt die Moorkarte auch an, dass ein bestimmter Samen aus dem Spiel genommen werden muss. Auch das kann gut oder schlecht sein für unsere Taktik.

Wassertropfen

In der Tischmitte liegen noch einmal vier Karten aus, die unserem Spielflächenaufbau entsprechen. Darauf ist jedes Feld mit einem Buchstaben markiert und mit einem Wassertropfen bestückt. Jedes Mal, wenn wir eine Karte in unser Moor legen und der gewählte Ablageort entspricht einem Feld mit einem Wassertropfen, dürfen wir diesen Wassertropfen nehmen. Dabei gilt, wer zuerst kommt bekommt den Wassertropfen, wer später kommt, geht leer aus. Wassertropfen können wir in unserem Spielzug verwenden, um Samen auf der Spielfläche zu versetzen, um wiederum die Bedingung zum Anlegen einer Moorkarte zu erfüllen.

Runde um Runde wächst unser Moor, schwimmen Samen auf den Wasserwegen über die Spielfläche und Tiere ziehen in unser Moor ein. Nach 12 Runden ist die Spielfläche dann komplett belegt und die Moorlandschaft vollständig. Überzählige Samen werden zu Minuspunkten und es folgt eine Endwertung mit Mehrheitenbonus, unter anderem für die gesammelten Tiere und die größte Länge des eigenen Wasserwegs.

Unsere Erfahrungen und Eindrücke

Auch wenn das Spiel zunächst nach einem lockeren Familienspiel ausschaut, so haben wir recht schnell gemerkt, dass da doch mehr dran ist. Es ist gar nicht so einfach, hier den Überblick zu behalten, wenn man nicht gut vorausplant. Anfangs ist es noch gut, viele Samen in seine Spielfläche zu holen, um lukrative Moorkarten auszuspielen. Doch nur wenige der gesammelten Samen schlagen Wurzeln oder kommen aus dem Spiel. So wächst die Zahl der Samen auf der Spielfläche stetig. Zu oft wird vergessen, dass das Nehmen von Samen optional ist! Findet man also rechtzeitig den Punkt, an dem man besser keine Samen mehr nimmt und die vorhandenen Samen sind ausreichend und vor allem von der richtigen Sorte, dann kann fast nichts schiefgehen und man schafft es, nach 12 Runden nur wenige oder keine Samen übrig zu haben. Das wäre der Idealfall.

Realität

Moorland PartieIn der Realität sieht es meist aber so aus, dass man zu viele Samen sammelt, zu wenige entsorgen kann, aber weitere Samen nehmen muss, da die erforderliche Sorte fehlt oder woanders liegt. Hat man im Laufe der Partie Wassertropfen gesammelt, kann man zumindest Samen, die an der falschen Stelle liegen, noch versetzen, aber meist reicht das nicht aus.

Strategien

Man könnte auch versuchen, sich auf andere Elemente im Spiel zu konzentrieren um zum Beispiel durch eine große Artenvielfalt genügend Punkte zu generieren, um so die Minuspunkte durch überzählige Samen auszugleichen. Oder man versucht die Wasserwege aller 16 Felder zu verbinden oder die meisten Wasserläufer in seiner Moorlandschaft vorweisen zu können. Das alles sind Möglichkeiten, aber es wird nicht helfen. Einzig eine ausgewogene Strategie hilft. Also ein möglichst langer Wasserweg von 12-16 Felder, möglichst wenig Samen übrig zu haben (0-6), mindestens 10 Wasserläufer, 2-4 Artenpaare und mindestens 4 verschiedene Tierarten. Aber das ist blanke Theorie und in der Praxis nur schwer zu bewerkstelligen.

Tipps

Was also tun? Die Antwort ist nicht einfach. Einerseits haushalten mit den Ressourcen (Samen) andererseits immer flexibel und aufmerksam sein. Welche Moorkärtchen liegen aus? Welche Samen kann ich nehmen? Soll ich überhaupt Samen nehmen? Egal mit welcher Strategie man an die Sache herangeht, es wird schwer. Eine richtige Knobelaufgabe, die uns hier in jeder Partie aufs Neue gestellt wird.

Dabei ist die Lernkurve besonders in den ersten Partien sehr steil. Ich erinnere mich hier auch an meine erste Partie, als ich in der elften Runde realisierte, dass ich viel zu viele Samen hatte und diese nicht mehr aus dem Spiel bekam. Da war mein Wasserweg mit voller Punktzahl auch nicht mehr hilfreich. Zwischenzeitlich bin ich schlauer.

Fazit zu Moorland von Steffen Bogen

Moorland EndeMoorland ist zu Recht ein Kennerspiel, auch wenn die Spielregeln sehr einfach und übersichtlich sind. Es sind die Details, die man hier beachten muss, ein gutes Timing und ein guter Plan. All das herauszufinden, auszuprobieren und entdecken macht Spaß. Bei jeder Partie will man es besser machen und glaubt aus den Fehlern vergangener Partien gelernt zu haben. Manchmal klappt es manchmal nicht. Das liegt auch an der Variabilität des Spiels, die unterschiedliche Startauslage und dem Zufallselement beim Aufdecken der Samenkarten und Landschaftskarten die in der jeweiligen Runde gespielt werden.

Kleine Schachtel, tolles Material mit gutem Regelwerk. Wer allerdings solche Optimierungsknobeleien nicht mag, wird weniger Spaß an Moorland finden.

Euch ist eine Meinung nicht genug?

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Schaut doch mal bei den lieben Kollegen vom Beeple-Netzwerk nach. Vielleicht findet ihr unter www.beeple.de noch die eine oder andere Meinung zu diesem Spiel.

Alternativ könnt ihr immer gerne auch auf unserem und auf dem Discord-Server vom Beeple-Netzwerk nach weiteren Meinungen suchen.

© 14.12.2023 Oliver Sack – Abbildungen der Spiele und Regelauszüge ©Deep Print Games / Pegasus / Fotos: © Oliver Sack

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Der Einfachheit halber, verwende ich meist die maskuline Schreibweise in meinen Texten. Wenn ich von „Spieler“ schreibe, meine ich natürlich immer auch „Spielerinnen“ bzw. „Spieler m/w/d“


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