Lesezeit: 7 Minuten
Kleine Kartenspiele die schnell erklärt und gespielt werden können, sind immer einen Blick wert. Manchmal verbirgt sich hinter so einem Kartenspiel mitunter mehr, als man zunächst denkt. Daher war klar, 7Seas muss auf den Tisch, um es genauer unter die Lupe zu nehmen. Ich ahnte in diesem Moment noch nicht, wie dieses kleine Kartenspiel in meinen Gruppen so unterschiedliche Eindrücke und Emotionen wecken sollte. Von reinem Glücksspiel bis hin zu taktischem Kartenspiel mit etwas Glück gingen die Einschätzungen der Mitspieler. Die Emotionen schwankten zwischen unterhaltsam und grausam. Der eine spaltete das Meer, 7Seas spaltete meine Mitspieler. Interessanter könnten die Voraussetzungen für eine Besprechung also nicht sein.
Name: 7Seas
Für 2-4 Spieler, ab 7 Jahren
Autor: Arve D. Fühler
Illustration: Johannes Hench
Grafik: Arve D. Fühler
Verlag: Abacusspiele
Spieldauer: ca. 30 Minuten
Platzbedarf: gering
Verlagstext
Mutig kämpft ihr euch durch die 7 Weltmeere, stets auf der Suche nach fetter Beute. Auf der Schatzinsel angekommen findet ihr Gold, Kristalle und Rum. Doch böse Flüche überschatten die Insel und der Krake lauert im wilden Meer. Sammelt die wertvollsten Schätze und segelt den anderen davon.
Quelle: www.abacusspiele.de
Info
7Seas beruht auf dem italienischen Kartenspiel „Scopa“, welches in Italien sehr bekannt und sehr alt ist. Der Klassiker wurde hier etwas vereinfacht und zugänglicher gemacht, ohne dabei seinen Reiz zu verlieren. Wer mehr über die Vorlage „Scopa“ erfahren möchte, dem empfehlen wir einen Besuch bei den lieben Kollegen von Cliquenabend.de dort sitzt Andy, ein wahrer „Scopa“-Spezialist. Fragt ihn ruhig mal.
So spielt man 7Seas
Ein Deck aus 40 Karten, bestehend aus je 10 Karten (Wert von 1 bis 10 = Stärkewert) in vier Farben, wird gut gemischt und unter den Mitspielenden verteilt. Zuvor kommen noch vier Karten in eine offene Auslage und je nach Spielerzahl drei oder vier Karten verdeckt in den „Hafen“. Neben der Auslage liegt die Wertungstafel, um Punkte zu zählen. Schon kann es losgehen.
Wer an der Reihe ist, spielt eine Handkarte offen aus und nimmt sich diese und eine Karte aus der Auslage, die dieselbe Zahl (Stärkewert) hat. Beide Karten legt er verdeckt zu sich. Bei dieser Aktion gibt es eine Kleinigkeit zu beachten. Kann ich mit einer ausgespielten Karte keine Karte mit demselben Stärkewert nehmen, kann ich auch zwei oder mehrere Werte der ausliegenden Karten addieren und so mehrere Karten nehmen, deren Summe meiner ausgespielten Karte entsprechen. Kann ich auch das nicht tun, könnte ich auch mit einer ausgespielten „1“ eine ausliegende „10“ nehmen. Kommt auch das nicht infrage, muss ich eine meiner Handkarten der Auslage hinzufügen. Sollte es einem Spieler einmal gelingen, die letzte Karte aus der Auslage zu nehmen, darf dieser Spieler zusätzlich aus den verdeckten Karten im „Hafen“ oder den gesammelten Karten eines Mitspielers eine Karte auswählen und diese auch an sich nehmen. Der nachfolgende Spieler muss dann mit einer Karte eine neue Auslage beginnen.
Auf diese Art und Weise spielen wir unsere Handkarten der Reihe nach aus, bis alle Spieler ihre Handkarten ausgespielt haben. Dann erfolgt die Wertung.
Diese Wertung erfolgt in 5 Schritten:
· Wer die meisten Karten gesammelt hat, erhält 1 Punkt.
· Wer auf seinen Gold-Karten die meisten Münzen hat, bekommt 1 Punkt
· Je einen weiteren Punkt bekommt man für die Karte „Piratenbraut“ und/oder „Pirat“
· Gleich 2 Punkte bekommt der Spieler, der den höchsten Beutewert erreicht hat.
Der Beutewert wird aus allen Karten in den vier Farben ermittelt. Die Beutewerte der Karten-Arten „Gold“, „Kristall“ und „Rum“ reichen von 0 bis 7. Die Werte der Karten-Art „Flüche“ von -7 bis 0. Gewertet werden aber nur die Karten mit den höchsten Beutewerten in der jeweiligen Karten-Art. Der Rest fällt raus. So kann maximal ein Gesamt Beutewert von 21 erreicht werden.
Gemein kann hier die Fluch-Karte „Krake“ werden. Wer diese Karte in seiner Sammlung hat, der bekommt auf jeden Fall -7 Punkte für seine Fluch-Karten. Auch wenn der betreffende Spieler die höchste Fluch-Karte „0“ hat.
Hat nach dieser Wertung kein Spieler die für einen Sieg benötigten Punkte (7, 11 oder 14) erreicht, folgt eine weitere Runde.
Unsere Eindrücke
Das Spiel ist wirklich schnell erklärt und schnell gespielt. Wie eingangs erwähnt, gehen bei 7Seas aber die Meinungen sehr weit auseinander. Während manch Spieler der Meinung war, es handle sich um ein reines Glücksspiel, sagen andere, das der taktische Teil doch überwiegt. Klar, es ist ein Kartenspiel, bei dem Karten gemischt und verteilt werden. Da ist es immer Zufall oder Glück, was man bekommt. Die Kunst ist jetzt hier meiner Meinung nach, mit den eigenen, zufällig bekommenen Handkarten clever zu spielen, um das Maximale dabei rauszuholen. Da kann ein vermeintlich schlechtes Blatt mit niedrigen Zahlen genauso zum Erfolg führen wie eine Kartenhand mit hohen Zahlen.
Doch mit welcher Taktik soll man jetzt spielen, wenn es wirklich eine Taktik geben soll? Nun, da bin ich auch noch nicht ganz dahinter gekommen. Es hat sich aber von Zeit zu Zeit bewährt, auf sichere Punkte zu spielen. So versucht man zum Beispiel, die Karten „Piratenbraut“ und/oder „Pirat“ zu bekommen. Das sind immerhin 2 von 6 Punkten, die in jeder Runde vergeben werden. Ich kann auch versuchen, die meisten Karten zu bekommen, denn das bringt auch 1 Punkt, unabhängig vom späteren Beutewert. Da kann es auch mal clever sein, den „Kraken“ mitzunehmen, den eigentlich wegen seinen -7 Punkten keiner will. Entscheidet man sich genau für diese Taktik, sollte man aber auch versuchen, den höchsten Goldwert zu bekommen, denn eines ist sicher. Mit den -7 Punkten durch den „Kraken“ kann man sich die 2 Punkte für den höchsten Beutewert meist abschminken. Aber egal. Wenn man inklusive „Kraken“ 4 von 6 Punkten für sich verbuchen kann, dürfen die fehlenden 2 Punkte gerne an einen Mitspieler gehen.
„Aber das ist doch alles Glückssache!“ Ja, Glück gehört dazu, aber Glück alleine hilft hier wirklich nicht. Man muss schon ein wenig aufpassen und mitdenken bei 7Seas. So ist es zum Beispiel durchaus lukrativ, durch abräumen der Auslage gute Karten von Mitspielern zu klauen. Und auch hier kann der „Kraken“ sehr interessant sein. Liegt nur noch der „Kraken“ in der Auslage und ich kann diesen nehmen, dann nehme ich ihn und klaue mir eine gute Karte dazu und schon bin ich wieder im Rennen bei den meisten Karten oder bei „Piratenbraut“ und „Pirat“.
Es ist also definitiv mehr als ein Glücksspiel, auch wenn diese Meinung nicht alle meine Mitspieler teilen. Und bevor jetzt jemand denkt, ich würde so gut sein, dass ich fast jede Partie gewonnen habe – nein! Meist verliere ich gegen „Bauchspieler“ an deren geheimer Taktik muss ich noch forschen.
Fazit zu 7Seas
7Seas ist ein kleines, feines Kartenspiel, das schnell mal auf den Tisch gebracht und gespielt werden kann. Es verbindet Glück und Taktik bei zugleich kurzer, angenehmer Spieldauer ohne große Haken und Ösen.
© 25.04.2022 Oliver Sack – Abbildungen der Spiele und Regelauszüge ©Abacusspiele / Fotos: © Oliver Sack
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Der Einfachheit halber, verwende ich meist die maskuline Schreibweise in meinen Texten. Wenn ich von „Spieler“ schreibe, meine ich natürlich immer auch „Spielerinnen“ bzw. „Spieler m/w/d“
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Eigentlich wollte ich hier den Beitrag über DOG lesen. Der Beitrag im Beeple Podcast hat mich immerhin neugierig darauf gemacht. Hatte DOG bis jetzt immer als MÄDN clon abgetan ohne mich groß darüber zu informieren.
Jetzt zu 7Seas. Hast du schon Erfahrung im Spiel zu zweit Sammeln können? Es liest sich zumindest wie ein kleines Kartenspiel, das meiner Freundin gefallen könnte und auf jeden Hoteltisch passt.
Hallo,
zu zweit ist es sehr taktisch. Allerdings bevorzuge ich 3er und 4er Partien.